Rommerskirchen Geschichtskreis untersucht alte Kriminalfälle

Rommerskirchen · Klaus Erdmann und seine Mitstreiter haben 7400 Urkunden des einstigen Amts Evinghoven ausgewertet.

 Klaus Erdmann (3.v.r.) kann beim von ihm gegründeten Geschichtskreis stets auf reges Interesse zählen.

Klaus Erdmann (3.v.r.) kann beim von ihm gegründeten Geschichtskreis stets auf reges Interesse zählen.

Foto: Reuter, Michael (mreu)

Klaus Erdmann ist erfreut und auch erleichtert. Wir haben es geschafft", sagt der Sprecher des Geschichtskreises. Die gesamten Sterberegister des Standesamts Evinghoven sind digitalisiert und ausgewertet. Von der aktenmäßig 1799 beginnenden und bis 1815 währenden "Franzosenzeit" (de facto begann sie 1795) bis ins Jahr 1974 enthält das Register über 7400 Sterbeurkunden.

"Eine alphabetische Liste von 139 Seiten mit den Namen der Verstorbene konnte pünktlich zum Jahresende fertiggestellt werden", berichtet Erdmann. "Damit kann vielen Familienforschern aus der Region geholfen werden, ehe sie versuchen, sich in die alten Schriften einzulesen", so der Evinghovener mit Blick auf Zeitgenossen, die den Verästelungen ihrer Stammbäume nachgehen. Bei den aufwändigen Recherchen mitgeholfen haben Detlef Bolz, Bernhard Erdmann, Klaus Hopmann, Ulrike Nilgen, Hans-Peter Schmitz und Petra Schmitz.

Schon seit 2010 widmen sich Erdmann und seine Mitstreiter der Auswertung alter Standesamtsakten. Möglich machte dies eine 2009 erfolgte Gesetzesänderung, wonach alte Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden von den Standesämtern in die kommunalen Archive ausgelagert werden müssen und damit öffentlich zugänglich sind.

Wer meinte, dass alte Akten eine todlangweilige und staubige Angelegenheit sind, befindet sich auf dem Holzweg. Bei den Untersuchungen fanden sie nicht nur manch ein interessantes historisches Anekdötchen, sondern auch den ein oder anderen Kriminalfall. Dies gilt etwa für den 1857 womöglich zu Unrecht als Mörder verurteilten Engelbert Clefisch, dessen Fall im 19. Jahrhundert deutschlandweit für Resonanz sorgte und auch die juristische Fachliteratur beschäftigte. 30 Jahre nach seiner Hinrichtung sorgte ein Geständnis auf dem Totenbett dafür, dass der Fall doch in einem anderen Licht erscheint - ohne heute noch geklärt werden zu können.

Ebenso sieht es mit einem mutmaßlichen Mord aus, der sich im November 1799 ereignete: Der 53-jährige Herman Hambloch erschien damals beim "Oeckevener Munizipialagenten" (Gemeindebeamten) Joan Wolff und meldete einen Todesfall: "Zwischen ramrath Nechts bei ückinghoven in der gemeinde oeckoven auf dem acker des Adam Krautman" (Schreibweise im Original) läge ein gewisser "Joan Mengwasser" und sei "todtgeschlagen" worden. Auch dieser Fall bleibt nach der Aktenlage wohl ungelöst.

(S.M.)
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