Rommerskirchen Im "englischen Käfer" ist der Wurm drin

Rommerskirchen · Martin Neubauer bekam einen alten Morris Minor 1000 von seinem Bruder geschenkt. Das Gefährt musste persönlich aus Großbritannien abgeholt werden. Die Holzkonstruktion am Aufbau ist allerdings löchrig wie ein Schweizer Käse.

Es gibt nicht viele Autos, bei denen für die Restaurierung neben einem Mechaniker auch ein Schreiner Hand anlegen muss. Beim Morris Minor 1000 von Martin Neubauer war der fachmännische Blick des Holzbearbeiters durchaus angebracht. Der alte Kombi aus dem Jahr 1970 verfügt nämlich über eine außenliegende Holzkonstruktion, die den Ladebereich umschließt.

Und leider liegt auch genau da das größte Problem für Neubauer. Denn in den fast 50 Jahre alten Balken hat sich der Holzwurm breit gemacht. An manchen Stellen ist das Material löchrig wie ein schweizer Käse. Noch schlimmer allerdings ist der Pilz. "Das Holz ist mit einem falschen Lack behandelt worden, der die Feuchtigkeit zwar hinein lässt, nicht aber wieder hinaus", erklärt Neubauer. Das ist wohl, wie er in Erfahrung brachte, ein beliebter Fehler bei diesen Autos gewesen. Nach und nach faule dadurch das Holz, vor allem an den Übergängen. "Das kann man nicht mehr reparieren, das Holz muss komplett ausgetauscht werden. Eine Firma in England, dem Heimatland des Morris Minor, stellt noch heute diesen Aufbau maßgeschneidert her - und lässt sich diese Arbeit gut bezahlen. Gut, dass Neubauer gelernter Kfz-Mechaniker und auf Oldtimer spezialisiert ist. So kann er wenigsten alle anderen Arbeiten am "englischen Käfer", wie er den Morris nennt, günstig selbst erledigen.

Gleich auf den ersten Blick war Neuberger von dem britischen Kleinwagen und seiner Holzoptik begeistert. Vor etwa vier Jahren hatte er ein ähnliches - allerdings zehn Jahre älteres - Modell in seiner Werkstatt stehen und erzählte seinem Bruder Norbert davon, der mit seiner Familie im schottischen Aberdeen lebt. Kurz darauf meldete sich Norbert bei Martin und verkündete, er habe ein Geschenk für ihn, das er aber leider persönlich abholen müsse. Es stehe in Luton, nördlich von London. Also machte sich Neubauer mit einem Kollegen freitagsnachmittags kurzerhand auf den Weg, mit einem alten VW Bully T3 und einem Autoanhänger - allerdings unglücklicherweise ohne Navigationsgerät. Das hatten die beiden zu Hause vergessen. Trotzdem gelang es ihnen - auch mit der Hilfe von Einheimischen - den Standort des Autos ausfindig zu machen und es wohlbehalten nach Rommerskirchen zu überführen.

Ursprünglich hatte der Wagen Malcolm Stanley gehört, Vorstandsmitglied eines britischen Morris-Minor-Clubs. Der hatte sehr an dem himmelblauen Gefährt gehangen und mit ihm wohl auch mehrfach an Dreharbeiten für englische TV-Produktionen teilgenommen. Aus Angst vor Diebstahl hatte er sogar in alle Einzelteile - von den Kotflügeln bis zur Heckscheibe - sein Kennzeichen "SFK 707 K" eingravieren lassen. Doch als Stanley starb, boten seine Angehörigen den Wagen zum Kauf an.

Inzwischen hat Martin Neubauer schon ein paar Touren mit dem Wagen unternommen und will die Restaurierung nun angehen. Er wird das Auto komplett zerlegen, neu lackieren und wieder zusammenbauen. Die Farbe allerdings wird genau die Gleiche bleiben: Himmelblau.

(NGZ)
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