Rommerskirchen Interesse an Lokalhistorie boomt weiter

Rommerskirchen · Ex-Bürgermeister Peter Emunds konnte sich beim ersten historischen Rundgang durch Nettesheim über mehr als 60 Teilnehmer freuen. Der 75-Jährige will es damit nicht bewenden lassen, sondern denkt über weitere Projekte nach.

Schon seit etlichen Jahren ist in vielen Dörfern der Gemeinde ein verstärktes Interesse an der Lokalgeschichte zu verzeichnen. Dass dieses kein bloßes Strohfeuer ist, zeigte sich jetzt auch bei einem historischen Rundgang durch Nettesheim. zu dem der ehemalige Bürgermeister und Gemeindedirektor Peter Emunds eingeladen hatte. "Ich hätte nicht mit einer solchen Resonanz gerechnet", zeigte sich der mehr als 30 Jahre aktive Ex-Kommunalpolitiker nach dem gut zweistündigen Spaziergang freudig überrascht. Mehr als 60 Teilnehmer hatten sich an der Pfarrkirche St. Martinus eingefunden, deren 500-Jahr-Jubiläum des Neubaus in gotischem Stil erst eine Woche zuvor gefeiert worden war.

Geschichtsträchtig stellt sich auch der angrenzende Friedhof dar, Auf dem ist unter anderem der im Ersten Weltkrieg mit gerade einmal 18 Jahren gefallene und mit dem Eisernen Kreuz ausgestattet Alfred Herz bestattet: Für Peter Emunds nur ein Beispiel dafür, dass nach der Gründung des Deutschen Reichs "Juden in Nettesheim voll integriert waren." Beerdigt wurde in unmittelbarer Nähe der Kirche auch Anna Maria Esser (Ehser ist eine auch gebräuchliche Schreibweise). 1817 geboren und 1903 gestorben, entstammte sie einer begüterten Nettesheimer Familie und rief eine noch heute existierende Stiftung ins Leben. Aus deren Mitteln wurde nicht allein das Jugendheim neben der Kirche, sondern auch ein Krankenhaus gebaut, das sich vom späten 19. Jahrhundert bis zum Ende der 1960er Jahre an der heutigen Klosterstraße befand. Das Licht der Welt erblickten dort Generationen von Rommerskirchenern, unter ihnen so bekannte wie TV-Koch Horst Lichter (1962), Ex-DFB-Präsident Wolfgang Niersbach (1950) oder der 2012 verstorbene Maler, Grafiker und Bildhauer Norbert Prangenberg (1949).

Als berühmter Sohn der Gemeinde nur historisch Interessierten wie Peter Emunds spontan geläufig ist der einstige Kölner Chorbischof Kunibertus, der im 16. Jahrhundert lebte. Eine weitere Keimzelle des Dorfs ist schließlich der Fronhof, "aus dem das Halfengeschlecht der Hamblochs hervorging", so Peter Emunds - der Name ist am Gillbach heute noch recht weit verbreitet. Die Ortsbegehung soll laut Emunds und Mitorganisator Walter Giesen keine Eintagsfliege bleiben. Vorstellen können sie sich nicht allein einen regelmäßig stattfindenden Lokalhistorischen Stammtisch, aus dem perspektivisch auch ein Heimatverein entstehen könnte. Im Gespräch ist eine Kooperation mit dem früheren WDR-Kameramann Franz Wagenbach, der nach langjährigen Auslandsaufenthalten in Nairobi, Paris und Moskau wieder in seinem Heimatdorf Butzheim lebt. Wagenbach war bei dem Rundgang ebenso mit von der Partie wie zwei politische Weggefährten von Emunds. Willi Lohkamp aus Neuss gehört nach wie vor der CDU-Kreistagsfraktion an. CDU-Stadtrat Hermann Harig denkt über einen ähnlichen Rundgang für seinen Heimatort Hackenbroich nach.

(NGZ)
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