Rommerskirchen Iranische Familie lässt sich taufen

Rommerskirchen · Die Flüchtlinge haben nach einer Odyssee durch verschiedene Länder und Unterkünfte in Rommerskirchen eine geografische und spirituelle Heimat gefunden. Für die Evangelische Gemeinde war diese Taufe eine Premiere.

"Das hat es in unserer Gemeinde noch nie gegeben", ist sich Pfarrer Thomas Spitzer sicher. Der evangelische Priester durfte mit Hadi Ghorbani, Somaye Khezri und ihren beiden sieben- und zweijährigen Söhnen Parsa und Yasa gleich eine ganze Familie gemeinsam taufen.

Dem feierlichen Akt ging eine wahre Odyssee voraus, die das Ehepaar mit seinen zwei Kindern in den letzten 13 Monaten hinter sich gebracht hat. Die ursprünglich im Iran lebenden Kurden flüchteten vor politischer Verfolgung aus ihrem Heimatdorf Sardasch im Westen des Landes zunächst in die Türkei. Erst hatte sich der in einer demokratischen Partei aktive Familienvater Hadi Ghorbani alleine zu Fuß über die grüne Grenze aufgemacht, weil man ihn im Iran mit dem Tode gedroht hatte. Seine Frau Somaye folgte ihm später mit den Kindern. In Izmir traf sich die Familie wieder und machte sich auf die gefährliche Reise mit einem Schlepperboot über das Mittelmeer nach Griechenland.

Mehr als einmal mussten sie dabei um ihr Leben fürchten, sei es die Angst vor dem Ertrinken, vor dem Erfrieren oder dem Verhungern gewesen. Von Griechenland ging es weiter nach Mazedonien, Serbien, Kroatien und Österreich - bis schließlich nach Deutschland. Von Passau aus wurden die Vier zunächst nach Hannover geschickt und dann nach Köln, wo ein Cousin von Somaye wohnt, der die Familie unterstützen konnte.

Doch deren Weg ging noch weiter - von Dortmund über Münster und Selm nach Vörde, wo sie alleine 45 Tage blieben. Erst am 15. Januar dieses Jahres wurden sie nach Rommerskirchen geschickt, kamen in einem Domizil neben der evangelischen Samariterkirche in Eckum unter. Dort lernten sie Maria Sassin kennen. "Ich habe Somaye mit einem ihrer Söhne bei einer Gemeindeversammlung alleine an einem Tisch sitzen sehen und sie spontan angesprochen", erinnert sich Sassin. Mit Händen und Füßen habe man sich verständigt. Somaye und ihr Mann sprechen eigentlich Kurdisch, haben aber inzwischen auch Englisch und ein wenig Deutsch gelernt. Maria Sasse hilft der Familie, wo sie kann, sei es beim Deutsch lernen oder bei Gesprächen mit den Behörden. Schon Ende September war die Anhörung wegen des Asylantrages. Seither wartet die Familie und hofft zumindest auf eine Duldung.

Mit dem Christentum kamen Somaye und Hadi erstmals vor sechs Jahren in Schweden in Berührung, als sie noch mit einem Visum aus dem Iran ausreisen durften. Mit der iranischen Landesreligion, dem Islam, konnte Somaye nie etwas anfangen. Erst im Christentum, mit dem sie sich seit ihrer Ankunft in Rommerskirchen intensiv beschäftigt, hat sie eine spirituelle Heimat gefunden - und auch ihren Mann dafür begeistert. Die Bibel hat sie inzwischen auf Persisch gelesen, geht regelmäßig in die Kirche.

Nach der Taufe wird die vierköpfige Familie nun ihr erstes Weihnachtsfest als Christen feiern - als Gäste von Maria Sassin. Die hat sie für Heiligabend zu sich nach Hause eingeladen.

(NGZ)
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