Rommerskirchen Katharina - die starke Frau an der Seite des Reformators

Rommerskirchen · Unterhaltsam und informativ stellte das Duo Windwood & Co. das Ehepaar Luther musikalisch vor.

Sie zählen sich selbst zu "Gottes Bodenpersonal". Vanessa Feilen und Andreas Schuss aus dem rheinland-pfälzischen Mudersbach reisen das ganze Jahr über durchs Land und erzählen den Menschen von Gott, begleitet von ihren musikalischen Allround-Talenten. Am Sonntag machten sie Station in der evangelischen Samariterkirche und gestalteten einen Konzertgottesdienst. Passend zum Lutherjahr ging es darin um "Martin und die Lutherin", so der offizielle Titel. Eigentlich aber hätte es "Katharina von Bora und der Luther" heißen müssen, denn bei den Geschichten, die Schuss zwischen den musikalischen Einlagen erzählte, bei denen unter anderem ein Klavier, eine Panflöte, eine Oboe, eine Harfe und zwei Saxophone zum Einsatz kamen, ging es in erster Linie nicht um den großen Reformator und Prediger.

Vielmehr stand dessen Frau Katharina im Vordergrund, jene Ordensschwester, die - so berichtet Schuss - die skandalöse Schrift Luthers über die Ehe und die kritische Auseinandersetzung mit dem Leben im Kloster las, die in ihrem Konvent nur unter der Hand weitergereicht werden durfte. Katharina und einige andere Nonnen schrieben daraufhin Luther einen Brief, in dem es laut Schuss sinngemäß hieß: "Lieber Luther, wir haben keinen Bock mehr, hol uns hier raus!" Gesagt, getan: Luther ließ die Nonnen aus dem Kloster schmuggeln, brachte sie bei ehrbaren Bürgern unter und heiratete später Katharina. Das Paar lebte im ehemaligen Augustinerkloster in Wittenberg, wo Katharina die Verwaltung und Bewirtschaftung der dazu gehörenden Ländereien übernahm und ihrem Mann so den Rücken frei hielt für seine Schriften und die Betreuung seiner Studenten und Gäste.

Unterhaltsam und informativ schilderte Andreas Schuss die Geschichte des Ehepaares Luther, berichtete auch von den Widrigkeiten, die Katharina nach Luthers Tod 1546 entgegenschlugen, weil ihr Mann sie - entgegen den damaligen Gepflogenheiten - als Alleinerbin eingesetzt hatte. Zum Abschluss erinnerte Schuss auch noch an das dunkelste Kapitel in Luthers Schaffen, seine "Judenschriften", die Jahrhunderte später Antisemiten als Rechtfertigung zur Ausgrenzung von Juden dienten. Von diesen Schriften hätte sich Luther heute, ist Schuss überzeugt, längst distanziert: "Da lag er falsch", findet Schuss und er ärgere sich maßlos darüber, dass "rechte Wirrköpfe" diese Schriften missbrauchten.

(bero)
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