Rommerskirchen Letzte Kastanie der Kastanienallee gefällt

Rommerskirchen · Eine erst seit 2010 in Deutschland bekannte Baumkrankheit hat inzwischen alle Rosskastanien entlang der Eckumer Kastanienallee dahingerafft. Die Gemeinde nimmt Ersatzpflanzungen vor. Kastanien kommen nicht mehr zum Zug.

Das Sterben der (Ross-)Kastanienbäume an der Eckumer Kastanienallee hat jetzt einen traurigen Schlusspunkt erreicht. Knapp fünf Jahre nachdem hier die ersten schweren Schäden entdeckt worden waren, wurde jetzt die letzte hier noch existierende Kastanie gefällt. "Es tut schon ein bisschen weh", sagt Hans Peter Metzemacher vom Tiefbauamt, der als gelernter Gärtnermeister bei der mehrstündigen Fällaktion vor Ort war. Eine Überraschung ist dieses Ende nicht. Um die Kastanienbäume an der nach ihnen benannten Eckumer Allee war es schon seit Jahren schlecht bestellt.

 2006 standen die Kastanienbäume entlang der Kastanienallee noch in üppiger Blüte.

2006 standen die Kastanienbäume entlang der Kastanienallee noch in üppiger Blüte.

Foto: Gemeinde

Schon Ende des vergangenen Jahrzehnts hatten Experten bei einigen Kastanienbäumen Faulstellen und Schichtpilze festgestellt. Den Rest gab ihnen die in Deutschland erst seit 2010 bekannte Baumkrankheit "Pseudomonas Syringae": In deren Gefolge wuchernde Faulpilze höhlten die Stämme förmlich aus, so dass, wie jetzt bei der letzten Kastanie, die Gefahr bestand, dass der Baum in sich zusammenbrechen könnte. "Nasse Flecken am Stamm, Risse der Rinde und deren Abplatzen führen zum Absterben des gesamten Baums", erläutert Hans Peter Metzemacher. Noch im Frühjahr habe es einen normalen Austrieb gegeben, doch erreichten die Blätter schon nicht mehr ihre eigentlich normale Größe. Dabei handelt es sich weder um ein allein auf Rommerskirchen oder gar nur die Kastanienallee beschränktes Phänomen, wie Metzemacher und Baudezernent Hans-Josef Schneider deutlich machen. Für die in Eckum gefällte Rosskastanie soll im Herbst eine Hainbuche gepflanzt werden, so hatte es die Gemeinde auch bei etlichen Dutzend bereits gefällten Kastanienbäumen gehalten. "Wir folgen dem Expertenrat und pflanzen keine Rosskastanien mehr", sagt Hans Peter Metzemacher - andere Kommunen handelten längst ebenso. Kastanienbäume können bis zu 250 Jahre alt werden: Auf dem Friedhof an der Rommerskirchener Kirchstraße und an der Hoeninger Kastanienschule finden sich noch einige Exemplare, deren Alter Metzemacher auf etwa 120 Jahre schätzt. "Sie werden ständig kontrolliert", sagt er.

Rommerskirchen: Letzte Kastanie der Kastanienallee gefällt
Foto: Jazyk Hans

Nicht mehr kontrolliert werden muss eine gut zwei Jahre alte Rosskastanie im gleich gegenüber dem Rathaus liegenden Freundschaftspark. Grünen-Chef Jupp Kirberg hatte mit deren Anpflanzung einen bewussten Kontrapunkt gegen das Kastaniensterben setzen wollen, doch inzwischen ist auch die Krone des noch jungen Gewächses weithin sichtbar erkrankt, das nicht mehr lange an seinem Standort verweilen wird. Auch wenn es bei neu gepflanzten Bäume ein durchaus "gespaltenes Echo" bei den Bürgern gegeben habe, "war es kein großer Aufschrei", sagt Hans-Josef Schneider.

Die zumindest nicht ganz abwegige Frage, ob eine Straße ohne auch nur eine einzige Kastanie auch weiterhin Kastanienallee heißen könne, beantwortet Bürgermeister Martin Mertens eindeutig: "Es ist eine gewachsene Straße, und das wäre eine Zumutung für alle Anwohner. Der Name wird selbstverständlich beibehalten."

(NGZ)
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