Rommerskirchen Liegt Gemeinde in 50 Jahren am Wasser?

Rommerskirchen · Die Vorbereitungen für die Zeit nach dem Tagebau laufen. Vor Rommerskirchen liegt ein Strukturwandel.

Der Rhein soll künftig auch durch die Gemeinde fließen - zumindest ein bisschen und unterirdisch. RWE Power bereitet sich auf die Zeit nach dem Braunkohletagebau vor und die Gemeinde ist mit dabei. Die von dem Stromriesen geplante Rheinwassertransportleitung wird zwangsläufig auch durch Rommerskirchen führen. Konkret geht es um die Ortsteile Widdeshoven, Evinghoven und Ueckinghoven, wo das Rheinwasser unterirdisch fließen soll.

Bürgermeister Martin Mertens spricht von "einem spannenden Infrastrukturprojekt im Rahmen des Strukturwandels. Zukünftige Generationen werden eine Seenlandschaft erleben, wo derzeit hoffentlich noch viele Jahre lang Braunkohle abgebaut wird." Die gut 27 Kilometer lange Leitung soll vom Rhein zunächst bis Frimmersdorf führen. Von dort aus geht es über RWE-Werksgelände in Richtung des künftigen Restsees bei Jackerath an der A 61. Das nach dem Ende des Tagebaus - voraussichtlich 2045 - übrig bleibende Restloch muss mit Wasser befüllt werden, damit die anvisierte "Seenlandschaft im Tagebau" Realität werden kann. Rheinwasser muss aber schon ab 2030 fließen, und zwar für die Versickerung.

Wie Michael Eyll-Vetten, Leiter der Bergbauplanung bei RWE Power, kürzlich im Rat sagte, geht es dabei um rund 110 Millionen Kubikmeter Fremdwasser, das ab 2030 herbeigeführt werden muss. Der spätere Restsee soll innerhalb von 40 Jahren mit Rheinwasser befüllt werden. Dann geht es nach den Berechnungen der Experten "nur" noch um rund 60 Millionen Kubikmeter, die jährlich in den Restsee fließen sollen. Eine Machbarkeitsstudie hatte RWE Power 2010 abgeschlossen. Derzeit befindet sich das Planungsverfahren in seiner entscheidenden Phase. Der so genannte Vorzugskorridor verläuft an Widdeshoven und Ueckinghoven und in etwas weiterer Entfernung auch an Evinghoven vorbei. Nach den Worten von Michael Eyll-Vetter ist ein "weitgehend konfliktfreier Korridorverlauf auf dem Gemeindegebiet gewährleistet". RWE Power zufolge wird "eine schonende Querung zwischen Widdeshoven, Evinghoven und Ueckinghoven angestrebt." Die Bauarbeiten für die Rheintransportleitung sollen rund fünf Jahre betragen. "Wir streben einen Abstand vom Rand der bestehenden Wohnbebauung von rund 200 Meter an", so Eyll-Vetter.

"Nur wenige Monate" würden die örtlichen Abschnitte in der Gemeinde in Anspruch genommen, die etwa einen Kilometer ausmachten. Sind die Rohre unter der Erde, sollen die Ackerflächen rekultiviert werden, so der Chefplaner von RWE Power. Erholungs- und Freizeitflächen sollen während der gesamten Bauphase zugänglich bleiben. Martin Mertens sieht den Dingen gelassen entgegen: "Eine Gefährdung ist nicht zu erwarten. Anders als bei unzähligen Pipelines in der Region, durch die Gas, Öl oder Chemikalien gepumpt werden, handelt es sich hier nur um eine große Wasserleitung", so der Bürgermeister. Gleichwohl kündigt Mertens an: "Wir werden aber den Bauherrn RWE intensiv begleiten, um eine möglichst geringe Beeinträchtigung der Bevölkerung in der Bauphase zu erreichen." Die bisher mit RWE in dieser Angelegenheit geführten Gespräche seien "äußerst konstruktiv" verlaufen.

Der endgültige Trassenverlauf wird noch dieses Jahr im Rahmen der andauernden Umweltverträglichkeitsprüfung festgelegt. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Vorzugskorridor am Ende des Planverfahrens die konkrete Trasse für die Leitung sein wird, von der auch die genanten Dörfer betroffen sind, ist extrem hoch.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort