Rommerskirchen Mertens: IHK rechnet mit falschen Zahlen

Rommerskirchen · Die Gemeinde wehrt sich vehement gegen die Ergebnisse einer Studie der Industrie- und Handelskammer. Die Studie sei ein Angriff auf die gute Erziehungs- und Bildungsarbeit, kontert der Sprecher der Kommune, Elmar Gasten.

 Bürgermeister Martin Mertens und Kämmerer Bernd Sauer (rechts) stellen sich vor ihre Mitarbeiter.

Bürgermeister Martin Mertens und Kämmerer Bernd Sauer (rechts) stellen sich vor ihre Mitarbeiter.

Foto: L.Berns

Zu derart markigen Worten greift Kämmerer Bernd Sauer eher selten: "Ich bin erbost, dass solche Zahlen veröffentlicht werden, ohne mit der Gemeinde über ihren Wahrheitsgehalt zu sprechen." Sauers Kritik gilt einer im Auftrag der Industrie- und Handelskammer erstellten Studie zur Haushaltslage der Städte und Gemeinden.

Die bescheinigt der Gemeinde Rommerskirchen "überdurchschnittlich hohe Personalausgaben", wie es in einem Schreiben der IHK heißt. Für Bernd Sauer und Bürgermeister Martin Mertens ist an dem vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) erarbeiteten Papier "so gut wie alles falsch, angefangen von der Bezeichnung Rommerskirchens als einer Stadt", so der Bürgermeister.

Die RWI-Analyse kommt zu dem Schluss, dass die Personalausgaben mit 475 Euro je Einwohner das mittlere Niveau der Vergleichskommunen um knapp 45 Prozent übertreffe. "Grund ist die überdurchschnittlich hohe Personalintensität der Kernverwaltung", lautet die These von Professor Roland Döhrn vom RWI. In den Vergleichskommunen kämen demnach 6,1 Beschäftigte auf 1000 Einwohner, während der Wert in Rommerskirchen bei 8,3 Prozent liege.

Diese Zahlen sind nach den Worten von Bernd Sauer und Martin Mertens schlichtweg falsch. "Schlampig gearbeitet" habe das RWI, urteilen Kämmerer und Bürgermeister. Bernd Sauer zufolge liegt der tatsächliche Wert angesichts von 51 in der Kernverwaltung (ohne den Bauhof) tätigen Beschäftigen bei 4,6 Beschäftigten auf je 1000 Einwohner. "In Dormagen sind es 12,7 Mitarbeiter auf 1000 Einwohner. Wir liegen damit auch kreisweit mit den wenigsten Mitarbeitern an letzter Stelle ", hält Martin Mertens den RWI-Thesen entgegen.

"Wenn ich Herr Steinmetz wäre, würde ich das Geld für die Studie zurückverlangen, das kann ich als Wissenschaftler durchaus sagen", sagt der promovierte Politologe mit Blick auf IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz.

"Wir sehen hierin einen Angriff auf die gute Erziehungs- und Bildungsarbeit in der Gemeinde", betont Dezernent Elmar Gasten. Von 17 neuen Mitarbeiter(innen) in der Gemeindeverwaltung sind beziehungsweise werden nämlich allein zwölf im Kindergartenbereich tätig sein. Die 123,5 Stellen der Verwaltung werden von 140 Mitarbeitern besetzt, allein 75 sind in den Kindergärten und der Offenen Ganztagsschule beschäftigt. Bernd Sauer verweist darauf, dass bereits eine Vorgängerstudie von 2012 ähnlich zweifelhaft operiert habe. "Schon damals wichen die tatsächlichen Zahlen stark von denen des RWI ab", so der Finanzchef der Gemeinde. Verwundert zeigt sich Sauer, dass das RWI von den Haushaltsdaten der Gemeinde vermeintlich mehr wisse als er selbst. Von 6,1 Millionen Euro Jahresüberschuss sei angesichts früherer Haushalte für 2012 und 2013 die Rede. "Fakt ist, es gibt noch gar keine Zahlen", kritisiert Bernd Sauer, dass "Rechnungsverfahren und -modelle der Studie nicht zu erkennen" sind.

(NGZ)
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