Rommerskirchen Nils Heinrich und die Alltagsabenteuer

Rommerskirchen · Der Berliner Kabarettist amüsierte das Publikum im Kulturcafé mit seinen Geschichten als Vater.

 Nils Heinrich sprach über seine Erfahrungen als Vater.

Nils Heinrich sprach über seine Erfahrungen als Vater.

Foto: lber

Eigentlich müsste, wer in der Metropole Berlin lebt, so schnell durch nichts mehr zu schocken sein: Doch mit der "Ruhe" des Landlebens ist es so eine Sache, wie Kabarettist Nils Heinrich kurz nach seiner Ankunft in Rommerskirchen feststellen musste. Dass jemand dem Unkraut in seinem Garten mit einem Bunsenbrenner unter großem Getöse den Garaus macht, hat der aufmerksame Beobachter aus Berlin (auch) dort jedenfalls noch nicht erlebt.

In seinem im Kulturcafé präsentierten Programm "Mach doch´n Foto davon" spielen neue Medien, hohe Politik und niedere Instinkte natürlich auch ihre Rolle. Vor allem geht es jedoch um Nils Heinrich und seine Abenteuer im Alltag. Die haben sich noch deutlich intensiviert, seit er sein "Leben für einen rucksackgroßen Fleischklops weggeworfen" habe, sprich: Vater geworden ist. Wer um 9 Uhr morgens in der Berliner U-Bahn einen überproportional großen Anteil an jüngeren und nicht mehr ganz so jungen Männern mit einer Flasche Bier in der Hand antrifft, geht Heinrich zufolge zumeist jedenfalls nicht fehl, auf Väter zu tippen, die nach durchwachter Nacht einige Momente der Ruhe genießen. Ganz so hartherzig, wie es scheinen könnte, steht der Verfasser des Buchs "Sei froh, dass du nicht Joghurt heißt" den "Pänz" natürlich nicht gegenüber: Wenn bestimmte Lego-Bausätze von Erwachsenen als Spekulationsobjekte (schon binnen drei Jahren steigt der Wert enorm) gekauft werden und die Kinder vor leeren Regalen stehen, zeigt sich der vielgeplagte Vater überaus mitfühlend.

Zunehmend genervt, wenn auch aus anderen Gründen als ein "besorgter Bürger", ist der Satiriker von der Diskussion um Flüchtlinge und deren Integration: Immerhin seien in den 1990er Jahren von Helmut Kohl 1,5 Millionen Russlanddeutsche in die Bundesrepublik geholt worden, erinnerte Nils Heinrich an eine fast schon vergessene Einwanderungswelle, der noch weitere aus Osteuropa folgten. Bei seinen musikalischen Beiträgen hält es Heinrich mit Lou Reed: "Ein Akkord recht, zwei sind Jazz und drei Angeberei".

(NGZ)
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