Rommerskirchen Pfarrer kritisiert Zölibat in Brief an Kardinal

Rommerskirchen · Der Oekovener Hans Günter Schönen findet, es müsse ein "Ruck durch die Christenheit in Grevenbroich und Rommerskirchen gehen".

Rommerskirchen: Pfarrer kritisiert Zölibat in Brief an Kardinal
Foto: Stephanie Pilick

Die Mitglieder der katholischen Pfarrgemeinde St. Briktius staunten nicht schlecht über das, was ihr Pfarrer beim Neujahrsempfang vortrug. Der Oekovener Priester Hans Günter Schönen las aus einem Brief, den er an den Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki geschrieben hatte. Darin fordert der 88-Jährige nicht weniger als die Abschaffung des Zölibates und die Zulassung von Frauen zum Priesteramt.

Dies seien nur zwei von mehreren Optionen, dem Priestermangel entgegenzuwirken, der sich in der Zusammenfassung der Pfarreien zu immer größeren Seelsorgebereichen manifestiert: "Meines Erachtens ist alles, was bisher geplant ist, Flickwerk. Der Mangel wird verwaltet, aber es werden keine Ideen zur grundlegenden Änderung der Lage ausgewiesen." Man könne Pfarrer Schirpenbach, der zukünftig 21 Pfarreien in Grevenbroich und Rommerskirchen leiten soll, "nur Mut, Glück und Gottvertrauen" wünschen: "Wenn er zukünftig jede Pfarre besuchen will, vergeht darüber sicherlich ein halbes Jahr", so Schönen.

Der Oekovener ist - in Anlehnung an die berühmte Rede Roman Herzogs - überzeugt: "Es muss ein Ruck durch die Christenheit gehen, auch in Grevenbroich und Rommerskirchen. An die 100 Christen, die bisher abseits stünden, müssten sich zur Mitarbeit in den Pfarreien bereit erklären und auch sakramentale Dienste wie Taufen, Trauungen und Beerdigungen übernehmen, die bisher geweihten Priestern vorbehalten sind." In vier "Thesen" schlägt Schönen vor, wie das gehen könnte: zum Beispiel nach Art des damaligen Kultusministers Mikat, der aufgrund des Lehrermangels nach dem Zweiten Weltkrieg im Hauruck-Verfahren neue Lehrer durch Kurzausbildungen rekrutierte, die im Volksmund "Mikätzchen" genannt wurden: "Man kann nur gespannt sein auf die Woelkchen!"

Vor allem aber die vierte These hat es in sich: "Wenn das ganze Gerede über die Wiedervereinigung im Glauben nicht bloße Heuchelei ist, muss man sich Gedanken darüber machen, wie mit den vorhandenen Seelsorgern etwa der evangelischen Kirche umgegangen wird. Sie müssten doch wohl auch in der vereinigten Kirche wieder priesterliche/seelsorgerische Aufgaben übertragen bekommen." Und da die betreffenden Personen durchweg verheiratet seien und auch Frauen dazu gehörten, gibt es für Schönen nur eine Konsequenz: "Der Zölibat wird fallen müssen, ebenso die Vorschrift, dass nur Männer Priester werden können. Alle Bemühungen, die jetzt unternommen werden, den Zölibat zu retten und Frauen auszuschließen, sind dann hinfällig."

Vom Erzbistum hat Schönen auf seinen Brief im Wesentlichen nur eine Eingangsbestätigung erhalten mit dem Hinweis, "der Inhalt werde zu gegebener Zeit berücksichtigt". Auf Nachfrage dieser Redaktion erklärte Bistumssprecher Christoph Heckeley, Schönens Brief enthalte durchaus "bedenkenswerte Anregungen". "Alle diese Themen sind bei uns schon in der Diskussion, wenn auch nicht in dieser Tiefe", so Heckeley. Wenig Hoffnung machte er im Bezug auf baldige Abschaffung des Zölibates: "Dabei können wir als Bistum keinen Alleingang machen, das ist ein weltkirchliches Thema", sagte er.

(NGZ)
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