Rommerskirchen Post-Mitarbeiterinnen vereiteln Betrug

Rommerskirchen · Jennifer Herrmanns und Manuela Braselmann hielten Senioren davon ab, auf Gewinnversprechen hereinzufallen und hohe Geldbeträge an Kriminelle zu überweisen. Braselmann weiß: "Wer gewinnt, der zahlt nicht."

 Jennifer Herrmanns (l.) und Manuela Braselmann vereitelten Überweisungen an Betrüger.

Jennifer Herrmanns (l.) und Manuela Braselmann vereitelten Überweisungen an Betrüger.

Foto: ati

Es war ein älterer Herr, der bei Manuela Braselmann an der Postfiliale im Center am Park auftauchte und fast 2000 Euro überweisen wollte, nachdem er zuvor schon einmal 200 Euro an dieselbe Adresse geschickt hatte. Die befand sich in Afghanistan, was Manuela Braselmann stutzig machte: "Ich habe buchstäblich mit Engelszungen auf ihn eingeredet, das Geld nicht zu überweisen", erinnert sie sich an den Vorgang.

Der Mann ließ sich überzeugen und wurde vor einem größeren Schaden bewahrt. Bei Jennifer Herrmanns war es eine ältere Dame, die einen ähnlich hohen Betrag überweisen wollte, sich indes (noch) schwerer überzeugen ließ. "Ich habe dann einen technischen Defekt vorgetäuscht", erzählt Jennifer Herrmanns. Die Frau ging unverrichteter Dinge nach Hause und wurde erst von einem Nachbarn aufgeklärt, der sich bei Jennifer Herrmanns bedankte.

Beide Senioren waren vorher angerufen worden, wobei ihnen ein Gewinn von 100.000 Euro in Aussicht gestellt wurde, Zur Vermeidung von Steuern oder schlichtweg zur Erzielung eines höheren Gewinns wurden sie gebeten, einen stattlichen Betrag - die Angaben schwanken je nach Einzelfall zwischen 1000 und über 2000 Euro - zu zahlen, wobei auch ein Konto in Georgien im Spiel war. Insgesamt drei Mal gelang es im Januar in der Postfiliale, ältere Menschen vor einem empfindlichen Geldverlust zu bewahren.

Weniger Glück hatte dagegen zur Monatsmitte eine über 70-Jährige, die der Polizei zufolge mehrere Tage lang angerufen und mit dem Hinweis auf den Gewinn einer größeren Summe Geld geködert wurde. Um den Gewinn zu erhalten, müsse sie eine Vorauszahlung beziehungsweise eine Gebühr in Höhe von mehreren tausend Euro leisten.

Die allzu gutgläubige Frau überwies den Betrag gleich dreimal auf ein Konto in der Türkei. Nach einer weiteren Kontaktaufnahme ging sie wiederum zu ihrer Hausbank, wo ein Sachbearbeiter misstrauisch geworden war. Er empfahl der Frau, die Polizei einzuschalten. Diese warnt eindringlich vor einer Betrugsmasche, "die bereits mehrfach auffiel", wie es in einer Mitteilung der Kreispolizei heißt. Mal kommt der erste Anruf scheinbar von einer Anwaltskanzlei aus Wien, die Konten, an die das Geld geschickt werden soll, befinden sich in Algerien, der Türkei oder auch Georgien. Neben der Postfiliale war in der Gemeinde auch die VR-Bank betroffen. Verschont blieb, zumindest bislang, die Sparkasse Neuss.

Nach Recherche der NGZ waren es mindestens fünf solcher Betrugsfälle, die sich allein im Januar ereignet haben. Polizeisprecher Hans Kalinowski kann hier mangels statistischer Erfassung bei der Polizei keine genauen Zahlen nennen. Die Betrugsmasche sei "mehrfach" aufgefallen, "aber glücklicherweise meist gescheitert", sagt er.

Die Polizei jedenfalls rät nachdrücklich dazu, bei Gewinnversprechen, die am Telefon gemacht werden oder aber per Briefwurfsendung ins Haus flattern, überaus kritisch zu sein. An unbekannte Personen sollte kein Geld überwiesen werden, und auch auf Boten sollte sich niemand einlassen. Zu beachten sei, dass seriöse Unternehmen keine Gebühren auf mögliche Gewinne verlangen, lautet ein weiterer Rat. Manuela Braselmann hat ihn mit Blick auf ihren letztlich überzeugten und vor einem beträchtlichen Schaden bewahrten Kunden so formuliert: "Wer gewinnt, der zahlt nicht."

(NGZ)
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