Rommerskirchen Thorsten Nießen wirft als Feuerwehrchef hin

Rommerskirchen · Die Schutzziele des neuen Brandschutzbedarfsplans sind für Ehrenamtler kaum zu erreichen. Nießen will dies nicht verantworten.

Rommerskirchen: Thorsten Nießen wirft als Feuerwehrchef hin
Foto: "Tinter, Anja (ati)"

Den neuen Brandschutzbedarfsplan hat der Rat kürzlich einstimmig beschlossen. Über einen neuen Feuerwehrchef werden die Lokalpolitiker nun wohl auch entscheiden müssen. Gemeindebrandinspektor Thorsten Nießen nämlich will zurücktreten. Bereits während der Ratssitzung im Januar hatte der Evinghovener deutlich gemacht, dass er im Fall eines positiven Ratsvotums für den von Stephan Neuhoff, dem früheren Kölner Feuerwehrchef, verfassten Plan seinen Hut nehmen werde.

"Ich kann die Verantwortung nicht tragen", bekräftigte Nießen (37) jetzt seinen Standpunkt. Er begründet dies mit den im neuen Brandschutzbedarfsplan enthaltenen Schutzzielen. Die sehen unter anderem vor, dass in 80 Prozent der Einsätze zehn Feuerwehrmänner binnen acht Minuten am Einsatzort sein müssen. Innerhalb von 13 Minuten müssten gar 16 Brandschützer vor Ort sein. Die Rommerskirchener Feuerwehr erreicht diese Werte bei Weitem nicht, nämlich in nur 48 Prozent der Fälle. Woraus Thorsten Nießen den Schluss zieht, dass "die Leistungsfähigkeit der Feuerwehr zurzeit nicht gegeben ist". Worin ihm sowohl Stephan Neuhoff selbst als auch Rechtsanwalt Andreas Berstermann und Bürgermeister Martin Mertens widersprechen. Nach Neuhoffs Worten ist nämlich die Feuerwehr "im Moment hinreichend leistungsfähig".

Das dem Disput zugrundeliegende Problem hatte Stephan Neuhoff schon 2015 angesprochen. Die Schutzziele richten sich nach den von der Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren (AGBF) entwickelten Kriterien, und die sind eigentlich für Berufsfeuerwehren bestimmt. "Es gibt momentan keine andere Schutzzielbestimmung", beschreibt Neuhoff das Kernproblem für Freiwillige Feuerwehren schlechthin. Er selbst hält es für durchaus denkbar, dass es in absehbarer Zeit Richtwerte für Freiwillige Feuerwehren geben wird, die die Messlatte weniger hoch ansetzen.

Die Rommerskirchener Feuerwehr sollte Neuhoff zufolge alle Möglichkeiten nutzen, ihre Mannschaftsstärke zu erhöhen. Von der Einrichtung einer Berufsfeuerwehr riet der renommierte Brandschutzexperte ausdrücklich ab: Das macht angesichts von allein 1,5 Millionen Euro an Personalkosten im Jahr keinen Sinn", urteilt Neuhoff. Die Notwendigkeit einer Drehleiter für die Gemeinde-Feuerwehr verneinte der Verfasser des Brandschutzplans gleichermaßen.

Thorsten Nießen wurde im November 2005 mit gerade einmal 27 Jahren erstmals zum Feuerwehrchef der Gemeinde bestellt und im Herbst 2011 für weitere sechs Jahre in seinem Amt bestätigt. In seinem Löschzug Evinghoven will er auch nach seinem Ausscheiden aus der Führungsspitze aktiv bleiben. Nießens Rücktrittsschreiben liegt im Rathaus inzwischen vor. Wie es einem Statement des Rathauses zu entnehmen ist, hat jetzt der Rat das Wort. Als Nießens Dienstherr wird Martin Mertens dem Rat nun vorschlagen, ihn aus dem Ehrenbeamtenverhältnis zu entlassen. Führungslos wird die Feuerwehr auch dann nicht sein. Zu Nießens Stellvertretern waren 2005 Hans-Werner Bauer und Werner Petrozzi ernannt worden, und die beiden bleiben im Amt.

(NGZ)
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