Rommerskirchen TVR blickt auf bewegte Geschichte zurück

Rommerskirchen · Dass der Verein nun auf eine 90-jährige Geschichte zurückblicken kann, ist einigen engagierten Stützen zu verdanken.

Er ist der mit Abstand mitgliederstärkste von weit mehr als 100 Vereinen am Gillbach. Zudem ist der Turnverein Rommerskirchen (TVR) auch der älteste Sportklub im Gemeindegebiet. 1924 gegründet, kann der TVR auf eine mittlerweile 90-jährige Geschichte zurückblicken. Offiziell wird dies in diesem Jahr zwar wohl nicht mehr gewürdigt, der Geburtstagsempfang von Ingo Nehring indes geriet gestern auch zu einer Art inoffizieller Feier mit durchaus geschichtsträchtigem Charakter. Zu Gast bei dem ehemaligen TVR-Vorsitzenden waren nämlich diejenigen Männer und Frauen, die in den 1960-er Jahren den damals dahin dümpelnden Turnverein erfolgreich wiederbelebt haben.

Damals wurde im Turnverein vorwiegend noch tatsächlich geturnt, wobei der spätere Langstreckenläufer Ingo Nehring (69) seine Laufbahn als "Allroundsportler" als Turner begann. Einen der Höhepunkte der Vereinsgeschichte bildete denn auch die Teilnahme am Deutschen Turnerfest in Berlin 1968 mit Ingo Nehring. Den harten Kern derjenigen, die damals so etwas wie eine faktische "Neugründung" vornahmen, beziffert der selbst dazu gehörende Wilfried Paul auf etwa 15 Männer und Frauen. "Wir waren in gewisser Hinsicht schon die heutige ,Holding", sagt Paul mit Blick auf die zahlreichen Abteilungen, die unter dem Dach des TVR heute ein relativ selbständiges Eigenleben führen. Schrittweise hatte sich der Turnverein nämlich für andere Sportarten geöffnet. Mitglied war damals auch der Bildhauer Norbert Prangenberg, dessen Skizzen und Bilder gerade im Kreiskulturzentrum Sinsteden ausgestellt werden.

In ganz großem Maßstab forcierte die Entwicklung weg vom reinen Turnverein Hans Bodenstein in seiner von 1977 bis 2009 währenden Ära als Vorsitzender. Anfang der 1980-er Jahre kam die Leichtathletik-Abteilung hinzu, für die Namen wie die der Langläufer Alfred Kraus, Heinz Sindorf und eben Ingo Nehring stehen. Der heute 84-jährige Ehrenpräsident Hans Bodenstein sorgte in mehr als drei Jahrzehnten dafür, dass der TVR unter der Devise "Alles außer Fußball" zu einer Anlaufstelle für alle Sportarten wurde, für die es in der Gemeinde eine nennenswerte Nachfrage gab. Einen besonders großen Mitgliederschub bewirkte vor mehr als einem Jahrzehnt der Wechsel der bis dahin bei der SG Rommerskirchen/Gilbach angesiedelten Judoka zum TVR. Auch das ungebrochen populäre Mutter-Kind-Turnen beschert dem Verein nach wie vor großen Zulauf und bildet heute so etwas wie die letzte Bastion des Turnens in dem Mehrsparten-Sportverein. Von gerade einmal 30 Mitgliedern in den 1960-er Jahren ist die Kurve auf aktuell knapp 1200 steil angestiegen.

Bis heute in Ehren hält der Turnverein seine historische Vereinsfahne, die den Zweiten Weltkrieg bei der Familie Hilgers in Rommerskirchen hinter einem Dachsparren überstanden hatte. Das arg lädierte Stück musste restauriert werden und war gestern in Ingo Nehrings Garten aufgestellt. Eine Domäne des TVR ist längst die Gruppe Sportabzeichen. "Am Sonntag werden wir beim Pfarrfest in Rommerskirchen vertreten sein", kündigt der stets agile Hans Bodenstein an. Was die wohl ausfallende Jubiläumsfeier angeht, bleibt Heinz Sindorf gelassen: "Das große Jubiläum wird zum 100. gefeiert", zeigt er sich gewiss.

(S.M.)
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