Rommerskirchen UWG will Taxi-Chef für WC entschädigen

Rommerskirchen · Weil es keine öffentliche Toilette am Rommerskirchener Bahnhof gibt, stellt Taxiunternehmer Ibrahim Cun seit Jahren sein Örtchen zur Verfügung - kostenlos. Die UWG will, dass Cuns Entgegenkommen honoriert wird.

 Mit dem Logo werden beispielsweise in den Städten Ratingen und Haan öffentlich zugängliche Toiletten gekenzeichnet.

Mit dem Logo werden beispielsweise in den Städten Ratingen und Haan öffentlich zugängliche Toiletten gekenzeichnet.

Foto: Teifel Udo

Für Ulrike Sprenger ist es eine Frage der Gerechtigkeit. "Es kann doch nicht der Sinn der Sache sein, dass ein örtlicher Geschäftsmann kostenlos sicherstellen muss, dass es am Bahnhof eine Toilette gibt", findet die Fraktionsvorsitzende der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG) Rommerskirchen. Sprenger setzt sich deshalb seit geraumer Zeit dafür ein, dass der am Bahnhof beheimatete Taxiunternehmer Ibrahim Cun für sein freundliches Entgegenkommen eine Gegenleistung erhält. Cun erlaubt seit Jahren Bahnreisenden und anderen Menschen mit einem dringenden Bedürfnis, sein Firmen-WC zu benutzen. Geld oder eine anderweitige Entschädigung bekommt er dafür nicht.

Sprenger findet das nicht okay. "Es wäre nur recht und billig, wenn Herr Cun einen Ausgleich erhielte, Wassergeld oder Mietnachlass zum Beispiel. Ich bohre da schon lange Zeit", sagt sie. Vergangene Woche in der Ratssitzung unternahm sie einen neuen Anlauf. Baudezernent Hans-Josef Schneider kündigte ein Gespräch mit Ibrahim Cun an, äußerte sich aber noch nicht abschließend. Bürgermeister Martin Mertens bescheinigte Sprenger unterdessen, "ein wichtiges Thema des Wohlbefindens" der Bürger aufgegriffen zu haben. Denn klar ist: Ohne die Möglichkeit, zur Toilette zu gehen, verlöre der Bahnhof trotz der fast abgeschlossenen Umgestaltung einen ganzen Teil seiner Attraktivität. Die Deutsche Bahn fühlt sich jedenfalls offensichtlich nicht in der Pflicht, ihren Kunden eine Toilette auf dem Bahnhofsgelände anzubieten.

Einen Weg aus dem Dilemma, für den sich auch Ulrike Sprenger einsetzt, könnte das Projekt "Nette Toilette" weisen, das bundesweit bereits in mehr als 220 Städten und Gemeinden erfolgreich umgesetzt wird. Die Idee dahinter: Die Kommunen bauen keine eigenen öffentlichen Toiletten mehr, holen aber Gastronome oder andere Geschäftsleute als Partner mit ins Boot, die auch Nicht-Kunden die Benutzung ihrer Klos erlauben. Als Entschädigung für ihre nette Geste erhalten die "WC-Geber" einen Obolus seitens ihrer Stadt oder Gemeinde. So könne man durch eine offizielle Regelung das Toilettenproblem am Rommerskirchener Bahnhof begradigen, meint die UWG-Fraktionsvorsitzende.

Die Bauarbeiten am Bahnhof gehen unterdessen dem Ende entgegen. Der Aufzug werde laut Bahn noch in diesem Jahr fertiggestellt und Ende Januar in Betrieb gehen, sagte Baudezernent Schneider in der jüngsten Ratssitzung. Auch der Boden einschließlich des Wasserabflusses in der Unterführung, die nach starken Regenfällen im Sommer überschwemmt worden war, werde erneuert, ergänzte Bürgermeister Martin Mertens bei dieser Gelegenheit.

(NGZ)
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