Rommerskirchen Gänsepeter: "Stallpflicht ist Stress für die Tiere"

Rommerskirchen · Auf eine drohende Stallpflicht ist der Ramrather Geflügelhof gut vorbereitet, ein Vogelgrippe-Ausbruch könnte aber das Aus bedeuten.

Peter Eßer wirkt gelassen. Zwar hat er natürlich alle Hände voll zu tun, denn schließlich ist für den "Gänsepeter" gerade Hochsaison. Bis Heiligabend gehen bei ihm tausende Martins- und Weihnachtsgänse über die Ladentheke. Aber große Angst vor der Vogelgrippe und dessen aktuellem Erreger H5N8 scheint er nicht zu haben, zumal der Stamm für Menschen nach bisherigem Wissen völlig ungefährlich ist.

"Wir sind vorbereitet und verhalten uns im Moment ganz normal", sagt der Hofbetreiber. Desinfektionsmittel und Schutzkleidung für den Bedarfsfall stehen bereit, müssten zurzeit aber nur eingesetzt werden, wenn Besucher von außen in die Nähe seiner Gänse kämen. "Doch Besucher lassen wir im Moment dort gar nicht hin", so Eßer.

Auch die bundesweite Stallpflicht, über die der Krisenstab in Berlin am Dienstag beriet, ist für den Ramrather Geflügelbetrieb kein großes Problem. "Wir planen seit einiger Zeit den Bau einer neuen Schlachterei und hatten in diesem Zusammenhang schon die Auflage bekommen, für jedes Tier einen Stallplatz vorzuhalten." Das neue Stallgebäude sei zwar noch nicht ganz fertig, aber die Gänse können dort trotzdem schon untergebracht werden. Und auch für die wenigen Enten, die auf dem Gänsepeter-Hof leben, gebe es noch Platz, denn auch die müssten dann drinnen bleiben.

Schön sei das für die Tiere allerdings nicht. Sie bekämen weniger Auslauf. "Natürlich bedeutet das zusätzlichen Stress für sie", sagt Eßer. Aber zumindest ist die Frist im Stall für seine Gänse begrenzt - so oder so. Denn selbst wenn die Stallpflicht beschlossen und über die zunächst geplanten acht Wochen hinaus verlängert werden sollte, betrifft das seinen Bestand zumindest nicht mehr: "Bis Weihnachten sind die eh alle weg", so Eßer ganz pragmatisch.

Etwas ambivalent ist der "Gänsepeter" bei der Frage, ob er die Stallpflicht denn überhaupt für sinnvoll halte. "Das Problem ist, dass wohl nach wie vor relativ unklar ist, wie genau sich das Virus verbreitet", so Eßer. Allerdings sei es noch nie in einer Freilandgeflügelhaltung ausgebrochen.

Als Vorsichtsmaßnahme sei die Stallpflicht aber schon sinnvoll, sowohl für die Tiere, als auch für den Betrieb. Denn: "Ein Ausbruch wäre für unseren Betrieb existenzbedrohend, ja sogar existenzvernichtend." Denn versichert seien seine Gänse nicht. Eßer zahle lediglich für jedes Tier in die Tierseuchenkasse ein, die im Fall eines Seuchenbefalls aber nur einen geringen Betrag auszahlt, der nicht einmal ansatzweise den Einkommensausfall ersetzen könnte. "Damit kämen wir nicht weit", so der Hofinhaber. Eine entsprechende Police, die den Ausfall des Verkaufserlöses der Schlachttiere abdeckt, hätten die Versicherungen früher gar nicht im Angebot gehabt, weil es zuwenige Gänsemastbetriebe gegeben habe. Inzwischen allerdings könnten auch diese Bestände versichert werden. Peter Eßer will sich über diese Möglichkeiten nun informieren - jedoch erst für die nächste Saison, denn für dieses Jahr wird das wohl nicht mehr nötig sein.

(NGZ)
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