Rommerskirchen Von "Mad Max" bis Guido Westerwelle

Rommerskirchen · Der Weg zum öffentlichen Bücherschrank vor dem Rommerskirchener Rathaus kann sich sogar für Nicht-Leser lohnen. Denn das vor gut dreieinhalb Jahren aufgestellte Behältnis weckt auch Erinnerungen und amüsiert mit Kuriositäten.

 Rund 100 Bände stehen zurzeit im Öffentlichen Bücherschrank am Rommerskirchener Rathaus, den die Bürgerstiftung 2013 initiiert hatte.

Rund 100 Bände stehen zurzeit im Öffentlichen Bücherschrank am Rommerskirchener Rathaus, den die Bürgerstiftung 2013 initiiert hatte.

Foto: Georg Salzburg

Einer der Helden aus den 1980er Jahren kämpft gerade vor dem Rommerskirchener Rathaus. "Mad Max", jener Vagabund und Filmstar, der nach einem Atomschlag in Australien "Jenseits der Donnerkuppel" ums Überleben rang, erlebt seine Abenteuer 2016 in der Provinz. Genauer: in einem der Bände, die im öffentlichen Bücherschrank der Gemeinde auf eine neue Heimat warten. Auf 219 Seiten wird dort die Geschichte nacherzählt, die Mel Gibson und Tina Turner auf der Kinoleinwand erlebten. Auf dem Titel sind die Beiden abgebildet - gut 30 Jahre jünger als heute.

 Bestseller: David Baldaccis "Das Versprechen" steht auch im Schrank.

Bestseller: David Baldaccis "Das Versprechen" steht auch im Schrank.

Foto: Georg Salzburg

Wer gerne Zeitreisen unternimmt oder seinen Spaß an Skurrilitäten hat, für den lohnt sich ein Abstecher zum öffentlichen Bücherschrank genauso wie für alle, die an guter Literatur, spannenden Krimis oder an Kinderbüchern interessiert sind. Der Zustand der rund 100 derzeit vorhandenen Werke, die jeder kostenlos mitnehmen oder um eigene Bestände aufstocken darf, schwankt zwischen "mit deutlichen Gebrauchsspuren" bis hin zu "druckfrisch". Letzteres trifft beispielsweise auf einen großformatigen Bildband über Köln zu, den man bedenkenlos als Geschenk unter den Weihnachtsbaum legen könnte. Ein kleiner Leitfaden für alle, die den Bücherschrank noch nicht entdeckt haben (Stand gestern Mittag): Kurioses ist reichlich vorhanden. Das Highlight aus Sicht des Autors: Ein Mädchenbuch aus dem einst sehr populären Franz-Schneider-Verlag von 1964 mit dem Titel "Renate wird Flug-Stewardess". Schon das Cover ist ein Hingucker (siehe Foto oben). Platz zwei: "Ostfriesen-Witze". Eine Kostprobe: "Warum lacht man über die Ostfriesen? Weil man es satt hat, über die Bayern zu weinen." Tätäätätäätätää. Auch gut: "Männer ohne Waffen - Die Feuerwehr unserer Zeit" von 1972, mit wunderbaren Schwarz-Weiß-Fotos. Klassiker gehören selbstverständlich ebenfalls zum Bestand, oft in gutem Zustand und durchaus noch zur Verwendung durch Schüler im Deutsch- oder Englischunterricht geeignet wie Stefan Zweigs "Schachnovelle" oder George Orwells Roman "Farm der Tiere". Victor Hugos "Die Elenden" (Les Miserables) war bis gestern auch da, fand aber beim Besuch der NGZ einen Abnehmer. Krimis von bekannten und weniger bekannten Autoren sind dafür noch erhältlich, darunter Elizabeth George, "Denn keiner ist ohne Schuld", Andreas Franz, "Mord auf Raten", Hendrik Berg, "Deichmörder". Kitsch Wem der Sinn eher nach Schmalz, Schnulz&Co. steht, kann im Bücherschrank zu Hedwig Courths-Mahler greifen. Oder zu Heinz Konsalik, der mit "Dr. med. Erika Werner" sicherlich die Herzen aller Freunde des Arztromans erfreuen wird. Und zu guter Letzt eine kleine Auswahl aus der klangvollen Klasse mit bekannten Namen der zeitgenössischen Literatur: David Baldacci, "Das Versprechen", Maarten t' Hart, "In unnütz toller Wut", Elfriede Jelinek "Die Klavierspielerin" - und der inzwischen verstorbene Ex-Außenminister Guido Westerwelle mit "Zwischen zwei Leben".

(NGZ)
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