Rommerskirchen Wir sind die drei kleinen Könige von Rheinfeld

Dormagen · Heute und morgen sind mehr als 250 Sternsinger in Dormagen unterwegs. Am Freitag waren schon drei an den Rheinfelder Höfen aktiv.

 Singen vor dem Andreashof für die Anwohner: die Sternsinger (von links) Milena Kuhn, Bernadette und Laurenz Weber.

Singen vor dem Andreashof für die Anwohner: die Sternsinger (von links) Milena Kuhn, Bernadette und Laurenz Weber.

Foto: Hans Jazyk

Ohne zu räuspern wird einfach losgeschmettert: "Stern über Bethlehem, zeig mir den Weg". Nach einer kurzen Belehrung eines Mit-Sternsingers, dass es "uns" und nicht "mir" heißt, ist die Generalprobe beendet. Schnell noch die Krone zurechtrücken, den Stern emporreißen, und schon wird es ernst. Drei kleine Könige stehen vor dem Andreashof in Rheinfeld und klingeln beim ersten Dormagener, dem sie als Sternsinger Gottes Segen bringen wollen und um Geld für Kinder in Not zu bitten.

Aufgeregt stimmen die sechs Jahre alte Bernadette Weber, ihr neunjähriger Bruder Laurenz und die neun Jahre alte Milena Kuhn das bekannteste Sternsinger-Lied an, freundlich werden sie schon erwartet. Rund um die Eingangstür sind noch die Segenssprüche aus den vergangenen Jahren zu erkennen — die mit Kreise aufgemalten verblassen langsam, während die Segensaufkleber nach wie vor gut zu lesen sind. Gefahren von Barbara Wolbrecht, die seit 2007 die Sternsingeraktion für St. Michael Dormagen-Süd, seit zwei Jahren gemeinsam mit Luise Sommerfeld, koordiniert, klappern die drei Sternsinger bereits gestern die Rheinfelder Höfe ab, bevor sie heute zu Fuß in der Innenstadt unterwegs sind. "Wir möchten andere Kinder unterstützen", erklären die kleinen Könige.

"Sehr gut" gefällt Bernadette ihre Premiere als Sternsinger, wenn die Sechsjährige auch ab und zu mit ihrem Turban kämpft. Sich in einen Weisen aus dem Morgenland zu verwandeln, ist gar nicht so leicht, auch wenn die Gewänder und die Kopfbedeckungen gut aufeinander abgestimmt sind.

Vor jeder Haustür gilt es, gemeinsam zu entscheiden, ob ein Lied gesungen oder der Text "Wir Kinder wollen Freude bringen und von Jesus Christus singen" in verteilten Rollen aufgesagt werden soll. Was bei 2:1-Ergebnissen immer eine nur knappe Mehrheit ergibt, soll auch nicht auf demokratischem Wege entschieden werden. "Wir lassen auch die Bewohner aussuchen, was sie lieber mögen, meistens ist das der Gesang", erklärt Barbara Wolbrecht lachend. Denn glockenhell erklingt dann — auch noch dreistimmig — das "Gloria in Excelsis Deo", was den Aufgesuchten ein Lächeln auf das Gesicht zaubert.

"Ich habe mich schon sehr auf die Sternsinger gefreut", sagt Sabine Prosch, die ihre Tür des Bendacker Hofs gern für die kleinen Könige öffnet. Seit 1999 prangt der Segensspruch neben ihrer Haustür. Sie selbst ist mit ihren Söhnen früher auch beim Sternsingen dabei gewesen, kennt also auch die "andere Seite": "Bei Schnee und Eis sind wir von Haus zu Haus gezogen", erinnert sich Sabine Prosch.

Zwar nieselt es gestern nur, trotzdem ist es anstrengend für die Sternsinger. Aber das nehmen sie gern in Kauf. "Ich mache schon zum 4. Mal mit", erklärt Milena Kuhn, die in die Klasse 4 b der Erich-Kästner-Grundschule geht. Für Laurenz Weber, der die Klasse 4 b der Theodor-Angerhausen-Grundschule besucht, ist es das zweite Sternsingen. Beide sind schon "Profis", helfen Bernadette, die in der 2 b der Theodor-Angerhausen-Schule ist, bei ihrem ersten Auftritt als Sternsinger.

Schnell verliert die Sechsjährige die Scheu, will nicht nur den Stern oder die Sammelbüchse halten, sondern auch mal mit gesegneter Kreise den Spruch an der Hauswand anbringen: "Das ist etwas Besonderes", sagt sie stolz, nachdem sie "20*M+B+C+13" geschrieben hat. Und dabei waren die Adressaten gar nicht zu Hause. "Aber Hauptsache, sie haben jetzt den Segen", meint Laurenz. Wer nicht das Glück hat, dass die kleinen Könige den Segen sichtbar hinterlassen haben, kann sich beim Pfarrbüro von St. Michael den Segen abholen.

Unter dem Leitwort "Segen bringen, Segen sein" sammeln die Sternsinger deutschlandweit für Gesundheitsvorsorge-Projekte in Tansania und weltweit. Und jedes Mal, wenn ein Erwachsener Geld in die Sammeldose steckt und ihnen Schokolade schenkt, freuen sich die drei kleinen Könige sehr. Ihnen kann es gar nicht schnell genug gehen, bis sie bei der nächsten Wohnung klingeln können. Da fällt im Eifer des Gefechtes schon mal die Krone zu Boden, aber wenn sich die Tür öffnet, haben sich die Sternsinger bereits wieder der Würde ihrer Aufgabe gemäß aufgestellt.

(NGZ)
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