Rommerskirchen Wißkirchen schreibt Buch über Juden aus der Gemeinde

Rommerskirchen · Der Aufklärung der NS-Historie widmet sich Josef Wißkirchen schon seit Jahrzehnten. Kommenden Mai wird aus der Feder des im Nachbarort Stommeln lebenden Historikers ein neues Buch erscheinen, das sich mit den Schicksalen der 108 Juden beschäftigt, die während der Nazi-Diktatur in Nettesheim-Butzheim und Rommerskirchen lebten. Mindestens 66 von ihnen wurden deportiert, zumeist von Köln aus, wo sie zuletzt gelebt hatten. Nur fünf der in Ghettos oder Konzentrationslager deportierten Juden aus Rommerskirchen überlebten.

 Josef Wißkirchens neues Buch wird kommenden Mai erscheinen. Bereits 2014 gab er im Ratssaal einen Einblick in seine Archivrecherchen.

Josef Wißkirchens neues Buch wird kommenden Mai erscheinen. Bereits 2014 gab er im Ratssaal einen Einblick in seine Archivrecherchen.

Foto: LH

Einer von ihnen war Rudy Herz, mit dem Josef Wißkirchen bis zu dessen Tod 2011 fast ein Vierteljahrhundert lang in Kontakt stand: 2012 hat er ein Buch über den späteren US-Bürger veröffentlicht, der in Eckum zur Schule ging und Auschwitz, Theresienstadt und Mauthausen überlebte.

Wißkirchens neuem Buch liegen nach den Worten von Rathaussprecher Elmar Gasten "zweijährige, umfangreiche Archivrecherchen" zugrunde." Inhaltliche Schwerpunkte des unter dem Titel "Verfolgte Nachbarn am Gillbach - Juden in Rommerskirchen" im Essener Klartext-Verlag erscheinenden Bands sind die schrittweise Entrechtung der Juden während der Nazi-Diktatur, der Novemberpogrom 1938. Der war für die meisten hier lebenden Juden Anlass, die Gemeinde zu verlassen und in der Anonymität der Großstadt (in der Regel Köln) Zuflucht zu suchen. Die Arisierung des jüdischen Eigentums sowie die Deportationen und die Flucht ins Ausland, die immerhin 26 Menschen gelang, sind weitere Themen des 350 Seiten starken und mit vielen Bildern ausgestatteten Buchs von Josef Wißkirchen, der am Grevenbroicher Pascal-Gymnasium Geschichte unterrichtete.

"Gebührenden Raum" nimmt nach Gastens Worten "auch die Rettung von zwei Juden ein, die dank der Hilfe Einheimischer in Rommerskirchen im Untergrund überlebten". Den Beitrag, den die Familie Trippen aus Sinsteden in dieser Hinsicht geleistet hatte, würdigte Wißkirchen 2014 bei einem viel beachteten Vortrag im Ratssaal. Auch der Entnazifizierung und verschiedenen Wiedergutmachungsverfahren widmet sich Wißkirchen in seinem Werk. Das Buch klingt mit Hinweisen zu den Überlebenden und Nachkommen der Rommerskirchener Juden aus. Vergangenes Jahr hatte Marlene Straus aus den USA, die letzte noch lebende Jüdin aus Rommerskirchen, die Gemeinde besucht. Die beteiligt sich an der Finanzierung des Buchdrucks und wird hierfür 200 Exemplare erhalten, wie Elmar Gasten sagt.

(S.M.)
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