Rommerskirchen Wohnraum: Kommunen bündeln Kräfte

Rommerskirchen · Die Gemeinde Rommerskirchen und die Nachbarstadt Bedburg wollen eine interkommunale Wohnungsbaugesellschaft gründen und so bezahlbare Mietdomizile schaffen. Konkrete Pläne sollen bei einem Workshop Ende Januar entstehen.

"Das treibt uns um." Sascha Solbach ist sichtlich besorgt. Der Bürgermeister von Bedburg im Rhein-Erft-Kreis ist zu Besuch bei seinem Amtskollegen Martin Mertens im Rommerskirchener Rathaus. Die beiden Verwaltungschefs beschäftigt die gleiche Frage: Wie lässt sich der dramatisch steigende Bedarf nach vor allem für Durchschnittsverdiener bezahlbaren Mietwohnungen befriedigen?

Solbach und Mertens haben gemeinsam eine Lösung gefunden: Sie wollen eine interkommunale Wohnungsbaugesellschaft gründen, die die Planung, Errichtung und Vermietung von Mehrfamilienhäusern auf kommunalen Grundstücken übernimmt. 30 bis 40 Prozent davon sollen nach den Kriterien des sozialen Wohnungsbaus öffentlich gefördert sein, die übrigen so preisgünstig gebaut werden, dass eine bezahlbare Monatsmiete von "deutlich unter zehn Euro pro Quadratmeter", so Mertens, zur Refinanzierung reicht.

Und da die Privatwirtschaft bevorzugt teure Wohnungen baut, sagt Solbach, weil dort die Renditen höher seien, solle die neue Gesellschaft in kommunaler Hand bleiben: "Wir wollen selber die Entscheidungsgewalt über die Objekte behalten", so Solbach. Damit die Mietkosten nicht explodieren können.

Die Bevölkerung in Rommerskirchen wächst aktuell um acht Prozent pro Jahr, so Mertens. Das sei die größte Steigerungsrate in der gesamten Region. Aber er wolle eben nicht nur die Gutbetuchten anziehen. "Wir brauchen auch den Normalverdiener, den Polizisten, den Verkäufer, den Feuerwehrmann", ist auch Dezernent Elmar Gasten überzeugt.

Dass ausgerechnet Rommerskirchen und Bedburg nun in diesem Bereich zusammenarbeiten wollen, erklärt Mertens mit ähnlichen Strukturen in den beiden Kommunen, auch wenn Bedburg mit seinen gut 25.000 Einwohnern fast doppelt so groß ist wie Rommerskirchen. Allerdings spielt wohl auch die funktionierende Chemie zwischen den beiden SPD-Verwaltungschefs eine Rolle. Beide kannten sich auch schon vor ihrer Bürgermeisterzeit.

Wie genau die neue Gesellschaft aussehen soll, in welcher Rechtsform sie agieren und wie viele Mitarbeiter dort tätig sein werden, darüber soll ein Workshop Ende Januar Erkenntnisse liefern, an dem Solbach und Mertens zusammen mit Juristen, Stadtplanern, Finanzexperten und Projektentwicklern teilnehmen werden. "Wir können nicht Fachleute auf allen Gebieten sein", so Mertens, also holten sich er und sein Bedburger Amtskollege entsprechenden Fachverstand von außen.

Wichtig ist den beiden Bürgermeistern auch, dass die neue Gesellschaft kostenneutral arbeiten soll. Die jeweiligen Kommunalhaushalte sollen nicht belastet werden. Die Kommunen bringen die zu bebauenden Grundstücke ein, die NRW-Bank und regionale Kreditinstitute geben die Investitionsgelder, die über die Mieten langfristig zurückgezahlt werden.

(NGZ)
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