Rommerskirchen Zwangsversteigert: Ziegelhof vor dem Aus

Rommerskirchen · Fritz und Gerda Lesemann, die bisherigen Eigentümer, müssen bis Ende des Jahres gehen, auch der Reitverein.

 Lisa Mick ist die Chefin des Reitvereins. Gemeinsam mit den bisherigen Eigentümern des Ziegelhofs sucht der Verein nach einer neuen Bleibe für die Haflinger-Pferde. r

Lisa Mick ist die Chefin des Reitvereins. Gemeinsam mit den bisherigen Eigentümern des Ziegelhofs sucht der Verein nach einer neuen Bleibe für die Haflinger-Pferde. r

Foto: Linda Hamme

Dass sich hunderte Besucher auf dem Ziegelhof tummeln, hat es seit dessen Eröffnung 1992 unzählige Male gegeben. Jetzt hieß es für viele Freunde des Reiterhofs und der Familie Lesemann endgültig Abschied nehmen, wobei nicht wenige Tränen flossen. Nachdem der Ziegelhof vor drei Jahren Insolvenz anmelden musste, ist er nun zwangsversteigert worden.

"Unser Reitverein ,PferdeSport und ReitTherapie ZiegelhofQ mit seinen 57 Pferden und etwa 250 Mitgliedern steht nun ohne Zuhause da", sagt dessen Vorsitzende Lisa Mick. Die Pferde - ausschließllich Haflinger - sind zwischen einem und 31 Jahre alt. Lisa Mick, die selbst von Kindesbeinen an auf dem Ziegelhof aktiv gewesen ist, spricht von "einem Ort, der vielen Menschen in den vergangenen Jahren ein zweites Zuhause gewesen ist". Sowohl der Reitverein als auch Fritz und Gerda Lesemann, die das Gelände der alten Ziegelei im Mai 1989 gekauft hatten, müssen den Ziegelhof bis zum Jahresende verlassen. Ersteigert hat ihn Ernst Primosch aus Düsseldorf. Der Deutschland-Chef der PR-Agentur Hill+Knowlton Strategies hat bei der Zwangsversteigerung vor dem Amtsgericht Grevenbroich dem Vernehmen nach 525 000 Euro für das rund 50 000 Quadratmeter große Areal geboten. "Der Kaufpreis wird letztlich deutlich darüber liegen", sagte Primosch gestern gegenüber der NGZ: Seiner Schätzung nach dürften es über 600 000 Euro werden, die er für den Ziegelhof berappen muss. Auf der Grundlage des von ihm erworbenen Rechtstitels hätte er binnen zwei Wochen die Räumung des Hofs verlangen können. "Das wäre unmenschlich", so Primosch, der die Zeit zum Auszug für Fritz und Gerda Lesemann daher verlängert hat. "Es tut mir wirklich leid", sagt der neue Eigentümer des Ziegelhofs. "Es hat Gespräche mit der Familie Lesemann gegeben. Ich habe angeboten, einen Teil der Pferde zu kaufen", berichtet Primosch. Die Pferde hatte im November 2011 eine Gönnerin der Lesemanns für 50 000 Euro ersteigert und damals dem Verein zur Verfügung gestellt.

"Ein Teil der Pferde ist verkauft", sagt Gerda Lesemann. Alle 57 Haflinger befinden sich derzeit noch auf dem Ziegelhof, wobei die Lesemanns und der Reitverein nach einer neuen Bleibe für die Tiere suchen. Primosch und seine Frau haben Hilfe angeboten: "Uns liegt daran, dass die Pferde nicht zum Abdecker kommen." "Bei der Zwangsversteigerung habe ich nicht gewusst, dass noch ein Reitverein auf dem Hof ist", so Primosch.

Was genau er mit dem Ziegelhof machen möchte, weiß er noch nicht: Dass dort eine Pferdepension entstehen könnte, ist für ihn gegenwärtig reine Spekulation. Richtig sei aber, "das wir schon etwas mit Pferden machen möchten". Das weitläufige Gelände mit seinen zahlreichen Gebäuden sei "sehr sanierungsbedürftig", sagt Primosch , der sich demnächst mit einigen Handwerksfirmen ein genaues Bild machen will. "Es gibt hier Mauern, an die ich mich nicht ohne Weiteres anlehnen möchte." Ärger mit den Behörden habe es schon von 1989 an gegeben, klagte Gerda Lesemann. Das Projekt Ziegelhof habe von Beginn an mit großen Hindernissen kämpfen müssen. Sie und ihr Mann leben dort seit Januar 1992.

(S.M.)
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