Solingen 100 Tonnen Farbe für die Brücke

Solingen · Die Korrosionsschutzarbeiten an der Müngstener Brücke haben begonnen. Bis 2018 werden 50.000 Quadratmeter Stahl entrostet und neu gestrichen. Anschließend dürfen wieder Dampfloks fahren, jedoch nicht die ganz schweren.

Pfeiler 6 ist nicht der höchste der Müngstener Brücke; und doch bringt es die Stahlstütze auf der Remscheider Seite auf gut 70 Meter. Die sind eingerüstet; zusätzlich ist das Gerüst am Pfeilerkopf mit Kunststoffplanen umhüllt. "Eingehaust" nennt dies Michael Käufer, Projektleiter der DB Netz AG. So kann die alte Farbschicht der Brückenkonstruktion, die noch Bleimennige enthält, per Sandstrahlverfahren entfernt werden. Der Strahlschutt mit der alten Farbe muss gänzlich abgesaugt und vollständig entsorgt werden.

Nachdem der Gleisaufbau der Müngstener Brücke auf der gesamten Länge von 465 Metern bis Ende 2014 bereits erneuert worden war und auch die 28 alten Rollenlager, die die Bewegung der Brücke abfedern, im vergangenen Jahr ausgetauscht wurden, haben jetzt die Korrosionsschutzarbeiten für die Müngstener Brücke begonnen. "Das ist eine Wissenschaft für sich", erklärte Käufer gestern beim Pressetermin an der Brücke.

Zudem ist der neue Anstrich angesichts der Dimensionen von Deutschland höchster Eisenbahnbrücke, die das Tal der Wupper überspannt, ein Mammutprojekt. So müssen hierfür rund 50.000 Quadratmeter der Konstruktion strahlentrostet und anschließend beschichtet werden. Allein für die Entrostung werden 4000 Tonnen Strahlmittel verwendet. Der anschließende Anstrich erfolgt in jeweils vier Arbeitsgängen: eine Grundierung, zwei Zwischenfarbschichten und zum Schluss der Deckanstrich in dem eigenen Bahnfarbton "DB 705". Das ist ein Dunkelgrau. Bis 2018 werden insgesamt 100 Tonnen Farbe auf die Brücke aufgetragen. Falls sich nach dem Sandstrahlen beziehungsweise Entrosten, Schäden an den Stahlträgern zeigen sollten, wird dies bei der Gelegenheit ebenfalls erneuert.

In Müngsten weht zuweilen ein kräftiger Wind. Damit die statische Last, die bei einem Sturm seitlich an der Brücke drückt, nicht zu groß wird, müssen die Korrosionsschutzarbeiten in rund 60 Abschnitte aufgeteilt werden. Denn es können immer jeweils nur 300 Quadratmeter mit den Kunststoffplanen eingehaust werden.

30 Millionen Euro investiert die Bahn in die Sanierung des 119 Jahre alten, denkmalgeschützen Bauwerks. "Wir bleiben im Kostenrahmen", sagte Projektleiter Käufer. Laut Bahn werden die unter strengen Umwelt- und Arbeitsschutzauflagen durchzuführenden Arbeiten voraussichtlich bis 2018 dauern. Im Regelfall werde nur tagsüber und an Werktagen gearbeitet. Zeitweise müssten aber Schutztunnel errichtet und Wanderwege abgesperrt werden.

Eine erneute Sperrung der S-Bahnstrecke zwischen Solingen und Remscheid über einen längeren Zeitraum beziehungsweise einiger Tage ist aber nicht mehr notwendig.

Zum Abschluss der Sanierung werden an der Müngstener Brücke noch zwei kleine Inspektionswagen platziert, um die Konstruktion von Zeit zu Zeit kontrollieren zu können. Diese Montage soll ebenfalls bis 2018 erfolgt sein. Anschließend können auch wieder historische Dampfloks beim Brückenfest passieren, allerdings nicht mehr die der ganz schweren Bauart.

Wie Käufer zudem bestätigte, ist die Müngstener Brücke dann auch für den gängigen Güterzug-Verkehr wieder freigegeben.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort