Kooperationsserie 2000 Watt-Rebell: Mit dem E-Roller unterwegs

Solingen · Der Verstand sagt: Du wirst aussehen wie ein Affe auf dem Schleifstein. Der Bauch sagt: Was macht das schon ? Du wirst deinen Kick haben. Denn geliehene motorisierte Zweiräder haben mir unvergessliche Erfahrungen beschert.

 Pausenstopp am Engelsberg Hof: Der Unu-Roller macht vor der Lok Schnaufi eine gute Figur.

Pausenstopp am Engelsberg Hof: Der Unu-Roller macht vor der Lok Schnaufi eine gute Figur.

Foto: Melchior

Das prägt. Also wird der Altrocker jetzt zum Mod. Auf einem Roller, dessen Lenker mir nicht einmal bis zur Hüfte reicht. Kundenberater Dirk Bendig lächelt, als er mich in der Informationszentrale der Stadtwerke begrüßt. Er gibt mir eine Kopfbedeckung, die besser zum Scooter passt als mein alter Integralhelm. "Rebell" heißt das Modell für die Probefahrt. Der Name gefällt mir. Allerdings gibt es nur zwei und keine 16 Rückspiegel wie bei den Mods. Keine zwölf Scheinwerfer, kein Fuchsschwanz. Und nach Brighton fahren wir heute auch nicht: Der Rebell will spätestens alle 50 Kilometer an die Steckdose.

Das reicht für die Stadt. Für die Fahrt zur Arbeit, zur Schule, zum Bäcker oder ins Freibad. Dirk Bendig, selbst Motorradfahrer, warnt mich, als er den Schlüssel ins Schloss steckt, zeigt mir zur Sicherheit die Hupe: Der 2000 Watt starke Bosch-Motor im Hinterrad ist leiser als eine Küchenmaschine. Und er kommt sofort auf Touren. Allerdings ist bei 45 Stundenkilometern Schluss. Was aber den schönen Effekt hat, dass schon 16-Jährige (mit dem entsprechenden Führerschein) rebellisch werden dürfen.

Auf der Oberen Hildener Straße zeigt der Tacho sogar 50 km/h an - bergab. Es ist bei meiner Fahrt nach Ohligs und zurück übrigens die einzige Stelle, an der ich überholt werde. Sonst schwimmt der Elektroroller im Verkehr mit, auch wenn bergauf schon einmal nur 40 km/h erreicht werden. Aber um Grüne Wellen muss man sich in der Klingenstadt ja keine Sorgen machen.

Die Bedienung des Scooters ist kinderleicht: Wer ein Fahrrad hat, kommt schnell klar. Die Füße haben nichts zu tun, geschaltet wird nicht. Der Gasgriff und die zwei Bremshebel am Lenker reichen, um den Rebellen in Zaum zu halten. Und Bremsen lohnt sich: Es wird Energie zurückgewonnen (Rekuperation).

Bleibt trotzdem der gelegentliche Blick auf die Akku-Anzeige. Roller-Anbieter unu hat zwar eine 700 Euro teure Ersatz-Batterie im Programm; laut SWS wird sie in Solingen aber kaum geordert. Fünf Stunden dauert es, den leer gefahrenen Akku an der Haushaltssteckdose "unschlagbar günstig" wieder aufzuladen. Beim E-Roller, werben die Stadtwerke, kosten 100 Kilometer nur 80 Cent, während beim Modell mit Benzinmotor fast das Fünffache fällig werde. Hauptaspekt für den Kauf, erläutern SWS-Produktmanager Christian Olbrisch und Lisa Nohl von der Unternehmenskommunikation, sei aber meist die Umweltfreundlichkeit.

15 Solinger haben sich bisher mit Stadtwerke-Hilfe für den unu-Roller entschieden, davon zwei für das im Frühling vorgestellte neue Modell. "Wir sind davon ausgegangen, dass wir eher eine jüngere Zielgruppe ansprechen", sagen Olbrisch und Nohl. Tatsächlich sind die meisten Käufer aber im mittleren Alter. "Wir haben oft den Spruch gehört: Ich fahre sonst nur Motorrad, aber mit dem E-Roller macht es auch Spaß", erzählen die beiden. Stimmt ja auch. Dass sich unu eher an asiatischen Maßen orientiert, dürfte Solinger mit Normalgröße ohnehin nicht stören.

"Rebell", ich werde dich in angenehmer Erinnerung behalten: Du bist sofort angesprungen, ohne dass man davon das Geringste gemerkt hätte. Du hast dich beim Gasgeben nicht aufgebäumt und nicht auf die Seite gelegt. Das nennt man wohl ein stilles Vergnügen.

(flm)
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