Solingen 40 Tage Fasten - gut für Körper und Geist

Solingen · Verzichten - ob auf Alkohol, bestimmte Speisen oder TV und Computer: Die Fastenzeit bietet ab heute die Chance, sich selber etwas zu beweisen.

Während manch ein Jeck heute Trübsal bläst und seine lustige Garderobe wieder für die nächsten gut acht Monate einmottet, mögen andere froh sein, dass das wilde Treiben auf den Straßen vorläufig ein Ende gefunden hat. Doch ganz gleich, wie sehr man sich an Karneval, das schließlich dem lateinischen Ausspruch "Carne Vale" (zu deutsch: "Fleisch, lebe wohl"), entstammt, noch einmal kulinarischen oder sonstigen Verlockungen gewidmet hat - ab heute beginnt für die Christen die Fastenzeit.

Sie steht für jene 40 Tage, die Jesus Christus laut biblischer Überlieferung in der Wüste verbrachte und dem Hunger sowie den Versuchungen des Teufels widerstand. Lange Zeit war der Verzicht auf Nahrungsmittel, vor allem auf Fleisch, klar geregelt: Eine einfache, sättigende Mahlzeit und eine kleine Stärkung am Morgen und Abend mussten an Fasttagen genügen.

Das Zweite Vatikanische Konzil lockerte in den 1960er Jahren die Vorschriften. Beim Fasten geht es heute mehr darum, "Gewohnheiten abzustreifen, die uns versklaven", wie Prälat Heinz-Manfred Jansen, langjähriger Solinger Stadtdechant, formuliert. Abnehmen sei dabei natürlich nicht das vorrangige Ziel, stellt er klar: "Das Fasten sollte in Solidarität geschehen, mit Jesus Christus, der durch die Kreuzigung für uns auf sein Leben verzichtet hat, und mit den Armen auf der Welt."

Wie das konkret aussehen kann, verdeutlicht Prälat Jansen am eigenen Beispiel: Durch den Verzicht auf manche Konsumgüter spare er Geld ein, das er dem bischöflichen Hilfswerk Misereor zur Verfügung stelle. Mehr Zeit nehmen sollten sich die Christen in der Fastenzeit auch für das Gebet, schließlich gilt es, sich auf Ostern, das höchste Fest des Jahres, vorzubereiten.

Als Abstinenztage, in denen Fleisch vom Speiseplan verbannt werden soll, gelten nur noch der heutige Aschermittwoch und Karfreitag. Kinder sowie Erwachsene jenseits der 60 Jahre sind vom Fastengebot ausgenommen. Das gleiche gilt auch für kranke oder schwer körperlich arbeitende Menschen.

Persönliche Buße aus innerer Überzeugung statt öffentlich zur Schau gestellte Frömmigkeit sollen im Mittelpunkt des Fastengedankens stehen. Schließlich riet Jesus in seiner Bergpredigt den Gläubigen: "Wenn Ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler."

(RP)
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