Solingen 800 Menschen protestieren gegen Israel

Solingen · Bei dem Demonstrationszug durch die Innenstadt sind viele anti-israelische Parolen und Plakate zu hören und zu sehen. Statt der angemeldeten 2000 Besucher kommen aber nur rund 800 Demonstranten.

Immer wieder ertönen die Rufe, als die Menge die Uferstraße Richtung Amtsgericht zieht. "Gott ist groß", rufen die Demonstranten und schwenken die Fahnen von Palästina und der Türkei und "Palästina ist überall". Mit ihrer Demonstration wollen sie aufmerksam machen auf das Leid der Menschen im Gaza-Streifen, in dem Hunderte durch das Bombardement der israelischen Armee in den vergangenen Tagen ums Leben gekommen sind.

"In der Tora, dem Koran und der Bibel steht, dass Menschen nicht töten sollen", hatte Eray Ünver den laut Angaben der Polizei rund 800 Teilnehmern kurz zuvor bei der Kundgebung auf dem Neumarkt zugerufen. Der Protest solle friedlich verlaufen, rief der Organisator, sagte aber auch: "Ich bin es Leid zuzusehen, wie muslimische Länder im Ramadan bombardiert werden."

Und während die Demonstration selbst friedlich verläuft, machen die überwiegend muslimischen Teilnehmer ihrer Wut über das, was im Nahen Osten passiert, in Sprechchören und auf Plakaten Luft. Immer wieder ertönen die Rufe "Kindermörder Israel" und "Free Palestine", auf zahlreichen Plakaten ist ähnliches zu lesen. Viele scheinen das Gefühl zu haben, dass die westliche Welt bei dem Leiden der Palästinenser tatenlos zuschaut - oder Israel dabei sogar unterstützt. "Deutschland finanziert, Israel bombardiert", rufen selbst die Kinder, während sie am Amtsgericht entlang Richtung Clemens-Galerien ziehen. Auch Mounaim und Amira Belarbi laufen in dem Zug mit. Die beiden gehören zur Linken Jugend aus Solingen. Gemeinmachen mit den einseitigen Sprechchören wollen sie sich aber nicht: "Wir verurteilen die Gewalt auf beiden Seiten", sagt Amira Belarbi und Mounaim Belarbi ergänzt: "Wir sind dafür, dass beide Seiten eine Lösung finden." Viele der Demonstranten sehen die Dinge weniger reflektiert. Sie sind klar anti-israelisch, wittern teilweise sogar eine Verschwörungen, an der auch die Medien beteiligt sein sollen. Eray Ünver betont, dass Muslime nicht automatisch Antisemiten seien, nur weil sie gegen den Gaza-Krieg protestieren. "Unser Ziel ist es, das Massaker anzuprangern", sagt Ünver. Friedlich.

(frin)
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