Solingen Abschied und Neuanfang in Oberburg

Solingen · Seit mehr als 90 Jahren war das Café-Restaurant Kalkum im Familienbesitz. Jetzt hören Adelheid und Wolfgang Gomille auf. In Thomas Issig haben sie einen Nachfolger gefunden, der den Gastronomiebetrieb ab 14. November fortführt.

 Wolfgang und Adelheid Gomille (M., mit Tochter Stephanie Sersch) freuen sich auf "ihre neuen Aufgaben im Rentnerdasein". Am 11. November ist ihr letzter Arbeitstag.

Wolfgang und Adelheid Gomille (M., mit Tochter Stephanie Sersch) freuen sich auf "ihre neuen Aufgaben im Rentnerdasein". Am 11. November ist ihr letzter Arbeitstag.

Foto: Köhlen

Wenn Adelheid und Wolfgang Gomille am 11. November in ihren letzten Arbeitstag in ihrem Café-Restaurant Kalkum in Oberburg gehen, dann tun sie dies mit einem weinenden und einem lachenden Auge. "Natürlich ist der Abschied schwer", sagt Wolfgang Gomille, dessen Großmutter das Café 1923 eröffnet hat. "Wir hatten einen sehr guten Kontakt zu unseren Gästen. Sehr viele von ihnen kommen bereits seit Jahrzehnten zu uns."

Zugleich ist der Familie - auch Tochter Stephanie Sersch arbeitet im Familienbetrieb mit - das gelungen, woran sie selbst im von Leerständen schwer gebeutelten Burg kaum geglaubt hat: Sie hat einen Nachfolger gefunden, der das Café-Restaurant Kalkum an der Wermelskirchener Straße gleich neben dem Schloss weiterführen wird. Bereits am 14. November wird Thomas Issig, selbst Oberburger und gelernter Koch, das Café-Restaurant Kalkum unter gleichem Namen wiedereröffnen.

"Dass dieser Generationswechsel in Burg lückenlos und ohne einen weiteren Leerstand vonstattengehen wird, freut uns natürlich besonders", sagen Adelheid und Wolfgang Gomille, die ihren Nachfolger nach Kräften unterstützen wollen. "Natürlich bekommt er von uns Tipps und auch unsere alten Hausrezepte." Dabei hätten sie sich, nachdem das Haus bereits längere Zeit im Internet inseriert gewesen sei und mehrere Interessenten zur Besichtigung da gewesen seien, bereits damit abgefunden gehabt, möglicherweise niemanden zu finden. "Umso glücklicher sind wir über den Ausgang, den unsere Suche nun genommen hat. Wir hören aus Altersgründen auf. Für uns stand fest, dass einfach irgendwann Schluss sein muss", sagt Wolfgang Gomille, der gerade seinen 70. Geburtstag gefeiert hat.

Dass Oberburg Potenzial hat, davon ist Familie Gomille überzeugt. "Wir glauben daran, dass Oberburg eine Zukunft hat, und sind gespannt, wie es sich mit den neuen Ideen der Bergischen Wirtschaftsfördeurngsgesellschaft entwickeln wird", sagt Wolfgang Gomille. Er kennt den Ortsteil in- und auswendig, ist hier zwischen "Brezeln, Zwieback, Bergischer Kaffeetafel und Schloss Burg" aufgewachsen, wie er sagt. Er kennt die Tage, an denen in Oberburg viel los ist, genauso wie die, an denen fast niemand kommt. Bis 1974 hat seine Großmutter das Familienunternehmen geführt, bis 1999 seine Mutter. "Seit 1999 haben wir die Konzession. Meine Frau ist bereits 1972 in den Betrieb gekommen. Ich bin 1974 mit eingestiegen. Und unsere Tochter hilft uns seit zehn Jahren."

Die Familie weiß, dass der schwerste Teil des Abschieds noch vor ihnen liegt. "Viele Gäste werden noch einmal kommen, um sich zu verabschieden. Der 11. November wird mit Sicherheit ein schwerer Tag", sagt Wolfgang Gomille. Und doch freut er sich auf die "neuen Aufgaben im Rentnerdasein", und darauf, viele Orte in Deutschland zu bereisen, die er noch nicht gesehen hat. Bestimmt wird er auch das ein oder andere Mal auf eine Waffel an seiner alten Wirkungsstätte vorbeikommen. "Ich würde mir sehr wünschen, dass unsere Gäste auch dem neuen Inhaber die Treue halten."

(mxh)
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