Solingen "Alle müssen Deutschland retten"

Solingen · Martin Wansleben sprach vor der Vollversammlung der bergischen Industrie- und Handelskammer. Der Verbandschef skizziert die Aufgaben der Gesellschaft.

Als wichtiger Vertreter der deutschen Wirtschaft ist Martin Wansleben ein viel gefragter Mann - und so bietet der Besuch des Hauptgeschäftsführers des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) in Wuppertal die Gelegenheit, einen Blick in den geschäftigen Arbeitsalltag eines Spitzenfunktionärs zu erhaschen. Gut eine Stunde lang skizziert Wansleben vor der Vollversammlung der Bergischen Industrie- und Handelskammer (IHK) die Krisen und Herausforderungen, mit denen sich die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft derzeit konfrontiert sehen.

Deutschland sei ein "einzigartiges Land" schickt der Redner voraus. Um diesen Status im Zeitalter der Globalisierung zu halten, bedürfe es aber einiger Anstrengungen. Gefordert sei die Politik, aber auch der Gesellschaft als Ganzes: Es sei falsch zu glauben, nur "die Bundeskanzlerin könnte Deutschland retten". Das müssten schon die Bürger tun, betont er. Als Hobby-Marathonläufer bemüht Wansleben das Bild von der Langstrecke, die man mit Ausdauer und starkem Willen durchstehen müsse.

Zu den drängendsten Herausforderungen zählt der gebürtige Kölner die Integration der Flüchtlinge und Asylsuchenden. Gerade eine alternde Gesellschaft könne "eigentlich froh" über die ankommenden Menschen sein. Zur Eingliederung der Flüchtlinge gehöre auch die berufliche Integration - hier leisteten die Handwerkskammern und IHKs aufgrund ihres "unglaublichen Know-how" eine große Hilfe. Die Diskussion um ein neues Zuwanderungsgesetz hält der DIHK-Hauptgeschäftsführer allerdings derzeit nicht für sinnvoll. In der "aufgeheizten Situation" dieser Wochen und der anstehenden Wahlen könne eine solche Debatte "nur in die Hose gehen", mahnt er.

Mit Blick auf China und den Exporterwartungen an das Riesenreich sieht Wansleben ein Ende des "Hypes". Deutschland könne nicht mehr darauf vertrauen, dass es Fehlentwicklungen in der Gesellschaft durch einen hohen Export nach Fernost "kompensieren" kann. Deshalb müsse Deutschland aus eigener Kraft wieder "fit werden" - Entscheidungen wie die Rente mit 63 oder die Mütterrente seien da kontraproduktiv.

Zur aktuellen Wirtschaftslage und Entwicklung im Bergischen Land, dem Umbau des Döppersbergs in Wuppertal oder den Diskussionen um die Ansiedlung von Outlet-Centern im Bergischen Städtedreieck äußert sich der DIHK-Vertreter nicht. Vermutlich rangieren diese Themen doch etwas unter seinem Radar.

Andererseits dürfen sich die bergischen IHK-Verantwortlichen freuen, dass Wansleben den Termin überhaupt einrichten konnte. Gleich im Anschluss an die Rede und einer kurzen Diskussion machte sich der Hauptgeschäftsführer auf dem Weg zum Flughafen, um noch seinen Flieger nach Ankara zu erreichen. Termindruck gehört eben auch zum Arbeitsalltag eines nationalen Wirtschaftsvertreters.

(RP)
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