Borussia Mönchengladbach Kramer in seiner Heimatstadt Solingen begeistert empfangen

Solingen · Christoph Kramer wurde von hunderten Solingern begeistert empfangen. Nachdem er sich in das Goldene Buch der Stadt eintragen durfte, schrieb der Fußball-Nationalspieler mehr als zwei Stunden lang Autogramme im Hofgarten.

Kramer feiert WM-Party in Solingen
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Für einen Moment waren die tropischen Bedingungen im dicht bevölkerten Flur des Rathauses vergessen, als einer der Bambini-Kicker des BV Gräfrath auf der Bühne mit Christoph Kramer ein Kurz-Interview führen durfte. Ob man noch Ziele haben könne, wenn man direkt Weltmeister werde, wollte Max wissen. Der 23-Jährige Nationalspieler lächelte und entgegnete spontan, dass es bei dem einen Mal ja nicht bleiben müsse. Und Max erkundigte sich, für welchen Verein der gebürtige Solinger gerne einmal spielen würde: "Sie haben doch früher als kleiner Junge das Trikot von Bayern München getragen." Kramer reagierte diplomatisch: "Damit kann ich mich heute nicht mehr blicken lassen." Nach einer kurzen Pause ergänzte er: "Ich fühle mich wohl in Mönchengladbach".

Der Weltmeister strahlte über das ganze Gesicht und wusste gar nicht, wohin er bei dem offiziellen Empfang schauen sollte. Dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt, der sonst im kleinen Kreis geladener Gäste erfolgt, wohnten rund 250 Personen bei. Vor den Kameras zahlreicher Fernsehanstalten und im Blitzlichtgewitter der Fotografen leistete der "große Sohn unserer Stadt", wie ihn Oberbürgermeister Norbert Feith begrüßt hatte, nach dem offiziellen Akt noch weitere Unterschriften. Alle wollten ein Autogramm vom Weltmeister haben.

So kurz nach einem Titelgewinn hatte es zuletzt kein Sportler zum Empfang ins Rathaus geschafft. "Wir haben nur geschaut, wie es am besten passt", sagt Peter Kramer. Bei der ganzen Planung hat der Vater sogar seinen Geburtstag vergessen. Am Mittwoch noch war Christoph Kramer in Mönchengladbach von sieben Ärzten untersucht worden. Die einheitliche Diagnose: Alles ist in Ordnung nach der im WM-Finale erlittenen Gehirnerschütterung. Auch an das Spiel kann sich Kramer jetzt wieder erinnern - zumindest indirekt: "Ich habe mir das Finale noch einmal angeschaut. Schon komisch, sich selbst zu sehen, aber nichts mehr davon zu wissen." Auch an das Gespräch mit dem italienischen Schiedsrichter, den Kramer gefragt haben soll, ob dies tatsächlich das WM-Finale sei, kann er sich nicht mehr erinnern.

Das erzählte er gestern den mehr als 800 Fans, die zur "Welcome Party" in das völlig überfüllte Einkaufszentrum Hofgarten gekommen waren. Und dort ging das Schwitzen weiter. Immer wieder musste Mutter Gabriele ihrem Sohn mit einem Fächer Luft zu wedeln, während dieser mit den Besuchern Fotos machte und Trikots, Bälle und Autogrammkarten unterschrieb. Später sorgten dann zwei Ventilatoren für Abkühlung -zumindest bei Kramer.

WM 2014: Christoph Kramer von Ezequiel Garay ausgeknockt
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Garay knockt Kramer im Finale aus

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Foto: afp, desk

Die zwei Sanitäter der Malteser, die erst kurzfristig angefordert worden waren, mussten drei Jugendliche mit Kreislaufproblemen behandeln, ein elfjähriger Junge wurde mit dem Notarzt sogar ins Krankenhaus gebracht. Viele Fans hatten seit Stunden auf Kramer gewartet. So wie Lennart und Veit Breuer. Die Brüder waren zwei Stunden vor dem offiziellen Beginn im Hofgarten, um den Weltmeister zu sehen. "Ich habe Kramer sogar auf meinem Trikot stehen", sagt Veit (10). "Vielleicht kriegen wir ja ein Autogramm", hofft Lennart (13).

Auch Ralf Barnat war extra gekommen, um den berühmten Solinger zu sehen. Anders als die meisten anderen Besucher im Hofgarten, die Deutschland- oder Borussia Mönchengladbach-Trikots tragen, hatte er ein Shirt vom BV Gräfrath an, dem Verein in dem Kramer als Kind gespielt hatte. "Sein Erfolg ist ein Zeichen für die Spieler im Verein, wie viel man mit Fleiß und Einsatzkraft schaffen kann", sagt der Trainer von zwei Jugendteams.

"Die Begeisterung macht mich stolz", sagt Kramer auf der Bühne. Er habe während der WM Videos und Fotos von den feiernden Fans in Solingen gesehen. Nun erlebt er die Euphorie live: "Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass ich hierher als Weltmeister zurückkehre".

(RP)
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