Solingen Alltagskompetenzen sind erlernbar

Solingen · Die Verbraucherberatung am Werwolf hilft jungen Menschen, alltagskompetent zu werden und Themen vom Mietrecht bis zu den Finanzen selbstständig zu meistern. Für Einzelpersonen oder Gruppen werden Kurse angeboten.

Vor wenigen Tagen sorgte die 17-jährige Naina N. aus Köln über den Nachrichtendienst Twitter für Aufregung. In ihrem Eintrag verriet die Abiturientin, zwar eine viersprachige Gedichtsanalyse schreiben zu können, jedoch "keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen" zu haben. Mit ihrem Tweet entfachte sie eine Debatte über das deutsche Bildungssystem und darüber, was Jugendliche und junge Erwachsene wirklich können müssen, um alltagskompetent zu leben. Sogar Bildungsministerin Johanna Wanka meldete sich zu Wort.

"Ich finde, dass Naina recht hat", sagt Kirsten Liske, Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberaterin bei der Solinger Beratungsstelle der Verbraucherzentrale NRW. "Viele junge Menschen haben völlig weltfremde Vorstellungen davon, wie man den Alltag selbstständig meistern kann." Deshalb bietet die Verbraucherzentrale eine breite Palette von Kursen an, um Jugendliche und junge Erwachsene fit für den Alltag zu machen.

Seit zwei Jahren gehen Liske und ihre Kollegen auch in die Solinger Schulen, um dort 16- bis 25-Jährige auf ein selbstständiges Leben erfolgreich vorzubereiten. "Wenn man bedenkt, dass 30 Prozent unserer Kunden in der Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung im Jahr 2014 unter 30 Jahre alt waren, fällt auf, wie hoch der Aufklärungs- und Präventionsbedarf ist", verdeutlicht die 42-Jährige.

Ihr ist es jedoch auch wichtig, den jungen Menschen nicht alle Kompetenzen von Mietfragen bis zu Versicherungen generell abzusprechen. "Es wäre unfair, zu behaupten, die Jugendlichen seien heute weniger in der Lage als früher, ihren Alltag selbstständig zu managen. Viele Anforderungen an sie sind jedoch gestiegen", betont Liske. Ihre Zuhörer zeigten sich in der Regel sehr interessiert an den unterstützenden Angeboten der Verbraucherzentrale. "Wir möchten darauf hinweisen, dass es keinem Schüler und keiner Schülerin so ergehen muss wie Naina N. Jeder kann Alltagskompetenzen erlernen."

Die Unterrichtseinheiten beschäftigen sich unmittelbar mit den alltäglichen Herausforderungen. Was muss ich beachten, wenn ich in sozialen Netzwerken aktiv bin? Wie erlerne ich den Umgang mit Geld? Ist mein Mietvertrag korrekt und wie finde ich überhaupt eine gute und bezahlbare Wohnung? Kann ich mir einen Führerschein und ein Auto leisten? "Natürlich ist die heutige Generation Jugendlicher anders als die ihrer Eltern", weiß Beraterin Kirsten Liske. So spare sie beispielsweise kaum noch selbst, sondern verlasse sich dabei auf die Hilfe der Familie. "Anders bedeutet jedoch nicht schlechter", macht Liske deutlich. Ihr Ziel sei es, "die Jugendlichen dort abzuholen, wo sie stehen und gezielt und hilfreich auf ihre Fragen einzugehen".

(pbm)
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