Solingen Als Oberbürgermeister würde Frank Feller Elektroauto fahren

Solingen · Wenn Frank Feller in diesen Wochen Urlaubstage beantragt oder Überstunden abfeiert, hat das nichts mit Freizeit oder Erholung zu tun. Seitdem der Leiter des städtischen Revisionsdienstes am 6. März zum Oberbürgermeister-Kandidaten der CDU ernannt worden ist, hat der 58-Jährige einen schwierigen Spagat zwischen Beruf und Wahlkampf zu bewältigen. "Ich versuche, meine freien Tage so optimal zu nutzen wie eben möglich."

Der Besuch von Solinger Unternehmen - verbunden mit vielen Gesprächen - ist einer der Schwerpunkte, die sich Feller gesetzt hat. "Die Planung am Grünen Tisch ist eine Sache. Der direkte Austausch zwischen Wirtschaft und der Stadt als Dienstleister eine andere, die gestärkt werden muss." Die vielen Einblicke, die der Beamte derzeit bekommt, bezeichnet Frank Feller als "sehr interessant", auch weil es für ihn eine Reise in die Vergangenheit bedeutet: "Meine ganze Familie kommt aus der Stahl-Industrie. Als Jugendlicher wollte ich die Tradition fortführen und Ingenieur werden." Stattdessen hat er auf seinen Vater gehört und den sicheren Ausbildungsweg bei der Stadt gewählt.

Diesen Schritt hat er nie bereut, wie es der OB-Kandidat der Solinger Christdemokraten vermittelt, ohne es konkret aussprechen zu müssen. "Ich lebe das System", sagt der Stadtdienstleiter, der inzwischen auf eine 42-jährige Amtszeit in der Verwaltung zurückblicken kann. Daher haben ihn die finanziellen Probleme der Stadt nicht davon abhalten können, als Oberbürgermeister kandidieren zu wollen. Im Gegenteil: Die Finanzen in den Griff zu bekommen, sei für ihn Ansporn genug. Feller weiß wie sein Hauptkonkurrent Tim Kurzbach (SPD) nur zu gut, dass der Abbau der Gesamtschulden jedoch nur mit Hilfe von oben - also von Bund und Land - funktioniere. "In dieser Situation ist keine Zeit für Experimente. Das System muss nach dem Ende der Amtsperiode von Norbert Feith nahtlos weiterentwickelt werden."

Obwohl Frank Feller erst vor knapp drei Monaten mit großer Mehrheit seine neue Rolle zugewiesen bekommen hat, füllt er sie überzeugend und mit konkreten Vorstellungen aus. Neben dem Dauerthema der Ausweisung von Gewerbegebieten ("In erster Linie müssen wir Brachen reaktivieren, bevor wie neue Gebiete ausweisen und Grünflächen opfern") oder der allgemeinen Sicherheit ("Wir dürfen nicht müde werden, den Druck zu erhöhen, mehr Ordnungs- und Polizeikräfte in die Stadt zu holen") betreffen diese im Übrigen auch mögliche persönliche Amtshandlungen. "Sollte ich Oberbürgermeister werden, wird ein Elektroauto den Mercedes als Dienstwagen ersetzen." Dieses Versprechen hat Feller zuhause aus Überzeugung abgegeben. "In der OB-Position ist man auch nur Bürger - ausgestattet mit einer Vorbildfunktion."

(gra)
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