Solingen Altenzentren brauchen mehr Personal

Solingen · Dienstleistungsgewerkschaft Verdi: Beschäftigte müssen eine Vielzahl an Überstunden leisten.

Gestern war internationaler Tag der Pflege beziehungsweise Pflegenden. Gemessen an der Vielzahl der Überstunden, die Pflegekräfte Woche für Woche leisten, fühlen die sich im übertragenden Sinn selbst pflegebedürftig: Sie schieben einen Berg von geleisteten Überstunden vor sich her, weil Krankenhäuser und Altenpflegeeinrichtungen zu wenig Personal einsetzen. Das sagt die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. "Dadurch werden Überstunden zum Dauerproblem", sagt Willi Oberländer vom Verdi-Bezirk Rhein-Wupper. Mit einem Aktionstag vor dem städtischen Altenzentrum Eugen-Maurer-Haus in Gräfrath machten Pflegekräfte und Gewerkschaft gestern bei einer aktiven Mittagspause auf die Problematik aufmerksam.

Rund 400 Beschäftigte zählen die drei städtischen Altenzentren in Höhscheid (Elisabeth-Roock-Haus), in Wald (Gerhard-Berting Haus) und in Gräfrath (Eugen- Maurer-Haus). Gemessen auf die Gesamtbelegschaft fehlen laut Willi Oberländer 13 Vollzeitpflegekräfte. "Am besten wäre es, wenn gleich 26 Stellen geschaffen würden."

Entsprechend hoch seien die Überstunden, die von den "motivierten und engagierten" Beschäftigten geleistet werden. "Wir haben eine schlecht planbare Freizeit, zudem ständige Veränderungen des Dienstplanes - das ist ein Problem", sagt Martina Albers, die Betriebsratsvorsitzende der städtischen Altenzentren.

Mit einher geht durch die Überlastung auch die Erhöhung des Krankenstandes der Pflegekräfte - "im vergangenen Jahr verzeichneten wir hier ein Plus von 20 Prozent gegenüber 2014", sagt Albers. Die Forderungen der Beschäftigten und der Dienstleistungsgewerkschaft an die Politik sind deshalb klar: Eine ausreichende Personalbemessung muss gesetzlich geregelt werden. Die Finanzierung dafür ist sicherzustellen.

"Alte Regelungen stammen hier noch aus dem Jahr 1992, die müssen geändert werden", sagt Gewerkschaftsfunktionär Willi Oberländer und ergänzt: "Viele Krankenhäuser und Altenpflegeeinrichtungen funktionieren heute nur noch, weil die Beschäftigten bereit sind, länger zu arbeiten, oder zu anderen Zeiten kommen, als geplant ist." Dazu gehören beispielsweise auch geteilte Dienste morgens und abends. "Die Pflegekräfte machen all das, weil ihnen die Bewohner der Häuser am Herzen liegen", betont Oberländer.

Die Pflegefachkräfte sind aber auch mit Aufgaben belastet, die nicht zur Pflege im engeren Sinne gehören. Dokumentationen über die Arbeit, Abläufe und die Pflege müssen erstellt werden, das bindet viel Zeit. "Ich hätte gerne mehr Zeit für die Bewohner", sagt denn auch Ursula Luxem, Pflegefachkraft aus dem Elisabeth-Roock- Haus in Höhscheid und stellvertretende Betriebsratsvorsitzende der städtischen Altenzentren.

Personalmangel und stressige Arbeitsbedingungen halten nach Beobachtung von Martina Albers zudem junge Menschen davon ab, in der Altenpflege zu arbeiten, obwohl sie eine Ausbildung absolviert haben. "Mit ein Hauptgrund ist hier insbesondere die schlecht planbare Freizeit", weiß die Betriebsrätin.

(uwv)
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