Solingen Alternativen zur Orchesterfusion

Solingen · Die Aussagen des Actori-Gutachtens zur Zukunft der bergischen Orchester sind nicht alternativlos. Das sagt die Wählergemeinschaft in Remscheid (W.i.R.) und beantwortet damit selbst die Frage, die sie im Februar an Oberbürgermeisterin Beate Wilding gestellt, auf die sie aber keine Antwort bekommen hatte.

Actori favorisiert die Fusion der Bergischen Symphoniker mit dem Sinfonieorchester Wuppertal, die jedoch zuerst Zusatzkosten in Millionenhöhe verursacht. Dem stellten Wieland Gühne und Roland Kirchner von W.i.R. gestern die Ergebnisse ihrer eigenen Recherche gegenüber.

Am günstigsten sei es, die Bergischen Symphoniker ganz aufzulösen und ihre Leistung fremd einzukaufen. Favorit der W.i.R. ist jedoch, das Orchester als Bürgerorchester weiterzuführen. Auch ein fusioniertes Orchester, das nach B-Tarif bezahlt wird, sei vorstellbar.

Folgendes hat die Wählergemeinschaft berechnet — auf Remscheid und immer auf einen Zeitraum bis 2035 bezogen:

Ist-Zustand behalten, keine Fusion: Zurzeit erhält das Orchester einen jährlichen Zuschuss von 1,95 Millionen Euro von der Stadt. Dieser würde in den nächsten Jahren auf 3,2 Millionen Euro steigen. Insgesamt beträgt der Zuschuss bis 2035 damit 66,8 Millionen Euro. Auch der Solinger Zuschuss liegt zurzeit bei knapp zwei Millionen Euro.

Umwandlung in ein Bürgerorchester: Nach Vorstellung der W.i.R. finanziert ein Trägerverein das Orchester. "Wenn den Befürwortern das Orchester so wichtig ist, sollen sie sich an den Kosten beteiligen", sagt Gühne.

Bei diesem Modell würde die Stadt 1,5 Millionen Euro pro Jahr zuschießen, den Rest müsste der Verein aufbringen. Auch Nachbarstädte sollten Mitglied werden, sagt Kirchner, schließlich besuchten viele Menschen aus dem Umland die Konzerte. Remscheid zahlte danach bis 2035 also 37,5 Millionen Euro fürs Orchester.

Fusion mit Wuppertal, Bezahlung nach A-Tarif (weil der für die Wuppertaler gilt): Weil die Übergangsphase teurer wird, berechnet die W.i.R. bis 2035 nur einen Spareffekt von 5,7 Millionen Euro. Mit betriebsbedingten Kündigungen würden es 11,35 Millionen Euro.

Herabstufung der Bergischen Symphoniker auf ein C-Orchester: Der Zuschussbedarf der Stadt verringert sich auf 52,17 Millionen Euro.

Auflösung: Das Orchester wird aufgelöst, die 23 Mitglieder, die von der Stadt weiterbeschäftigt werden müssen, werden in der Musikschule eingesetzt, die Konzerte von anderen Orchestern eingekauft. Laut W.i.R. müsste die Stadt dann bis 2035 insgesamt nur noch 1,7 bis 3,7 Millionen Euro für das Angebot an sinfonischer Musik zahlen.

Die Details ihrer Berechnungen hat die Wählergemeinschaft auf ihrer Homepage veröffentlicht. "Unsere Zahlen sind nicht aus der Luft gegriffen", beteuert Gühne. Die W.i.R. wolle die Diskussion um die Orchesterzukunft neu eröffnen — auf wirtschaftlicher Basis. Die Frage der kulturellen Bedeutung des Orchesters müsse parallel geführt werden. Dennoch machte die W.i.R. ihre Prioritäten klar: "Für uns sind die Symphoniker verzichtbarer als die Musikschule oder das Theater."

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(RP)
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