Solingen Argentinien-Heimkehrer im Obus-Museum

Solingen · Der Lack blättert an einigen Stellen ab und auch das braune Leder der Sitzbänke hat ein wenig gelitten. "Aber fahrtüchtig ist er grundsätzlich noch", sagte Lutz Lüpkes vom Obus-Museum Solingen, schob allerdings hinterher: "Wenn man einige Teile austauscht."

Der Trolleybus Solingen (TS), Baujahr 1973, hat eine lange Reise hinter sich: Das Fahrzeug, das die Solinger Stadtwerke (SWS) einst gemeinsam mit den Firmen Gebrüder Ludewig und Krupp entwickelt hatten, ist nach 25-jähriger Abwesenheit aus seiner zweiten Heimat Argentinien in die Klingenstadt zurückgekehrt. Gestern zum 15-jährigen Jubiläum des Obus-Museums bewunderten viele Interessierte das Gefährt auf dem Betriebshof der Verkehrsbetriebe an der Weidenstraße.

"Viele unserer heutigen Gäste sind ja mit ihm noch gefahren", sagte Lüpkes. Aussagen wie "Mit dem bin ich groß geworden", waren von vielen Besuchern zu hören, die das Modell umringten und von allen Seiten fotografierten.

"El Trole" ist auf dem blau lackierten Gefährt zu lesen. Nach eineinhalb Jahrzehnten hatten die Stadtwerke 78 TS-Busse im Jahr 1989 nach Argentinien verkauft. Zum Einsatz kam das eckige Fahrzeug mit dem breiten Einstieg hinter der Fahrerkabine in Mendoza am Fuße der Anden.

Nach dem Ende seiner Dienstzeit im Jahr 2011 kam Bewegung in die jahrelangen Verhandlungen des Obus-Museums mit den argentinischen Behörden über eine Heimkehr des Modells. Nachdem die Provinzregierung den Solingern die Schenkungsurkunde überreicht hatte, mussten die Beteiligten noch einige bürokratische Hürden aus dem Weg räumen, ehe die Heimreise des TS-Obusses beginnen konnte.

Neun Wochen war er schließlich unterwegs. "Wir haben das erste Schiff nach Hamburg verpasst", erklärte Lüpkes. Von der Speicherstadt gelangte der Bus schließlich Mitte September auf einem Tieflader in die Klingenstadt. Später will das Museum, das logistische Unterstützung von den Stadtwerken erhält, auch Rundfahrten im TS-Obus anbieten. Eine Bestandsaufnahme zum Zustand des Fahrzeugs soll es in den nächsten Monaten geben.

Nicht nur der "Heimkehrer" zog gestern das rege Interesse der Besucher auf sich: Sämtliche Modelle des Museums vom Jahr 1952 bis in die jüngere Vergangenheit weckten bei den Gästen auf dem Betriebshof nostalgische Gefühle. "Ich mag allerdings die neuen Obusse am liebsten", gestand Leon, der schon einmal in seinen Traumberuf Busfahrer hineinschnuppern konnte: "Nächster Halt: Erfer Straße", kündigte der Neunjährige routiniert an, während er das Lenkrad fest in den Händen hielt. "Im Reisebus habe ich auch schon einmal am Steuer gesessen und durfte die Tür aufmachen", berichtete der Schüler. "Zu Hause hat er auch viele Modelle", erzählte seine Großmutter Gisela von den Steinen.

Damit war Leon gestern in guter Gesellschaft: "Busse", gestand auch Besucher Klaus Schleitza, "sind für mich die elektrische Eisenbahn".

(RP)
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