Solingen Augen auf beim Ratenkauf

Solingen · Scheinbar günstige Finanzierungsangebote heben die Kauflaune und verleiten zu unbedachten, teuren Anschaffungen. Die Verbraucherzentrale rät, Kaufentscheidungen bewusst zu treffen und das eigene Budget im Auge zu behalten.

Es ist verlockend: Handys, Fernseher, Autos - scheinbar alles können Verbraucher heute sofort bekommen, ohne darauf sparen zu müssen. Ob Elektromärkte oder Autohäuser: Die Anbieter versprechen eine geringe finanzielle Belastung durch kleine Monatsraten und die sogenannte "Null-Prozent-Finanzierung" ohne Zinszahlungen.

Die Finanzierungsangebote heben nachweislich die Kauflaune, wie der Bankenfachverband herausgefunden hat. 61 Prozent der finanzierten Käufe hätten die Verbraucher ohne die Möglichkeit der Ratenzahlung nicht getätigt. Da fällt die Neuanschaffung schon mal eine Nummer größer aus, als geplant. Es kostet ja scheinbar (fast) nichts.

"Konsum auf Pump ist in Mode und wird verharmlosend dargestellt", sagt Dagmar Blum von der Verbraucherzentrale am Werwolf. In den 13 Beratungsstellen der Verbraucherzentrale in NRW beliefen sich die Schulden der Beratungsfälle auf insgesamt 25 Millionen Euro. Davon stammten 14 Millionen oder 56 Prozent aus sogenannten "Konsumentenkrediten".

Was die Anbieter gern verschweigen: Auch die scheinbar günstige Finanzierung beim Händler ist ein Kredit bei einer Bank. Der Händler vermittelt dem Kunden in seinen Verkaufsräumen einen Kreditvertrag mit einem Geldinstitut, das den Kaufpreis an den Händler zahlt. "Die Kunden sollten sich fragen, ob die Angebote wirklich so risikoarm sind, wie es beworben wird", sagt Dagmar Blum. Gerade bei Autokäufen gilt der Null-Prozent-Zins nur für die ersten drei bis vier Jahre. Danach ist das Auto längst nicht abbezahlt und eine hohe Schlussrate wird fällig.

Die Kunden sollten sich immer bewusst sein, welche Interessen hinter den Angeboten stehen. Ein Händler will Umsätze erzielen und schlägt häufig auf den Produktpreis die Kosten auf, die ihn die Finanzierung durch die Bank kostet. Die Verbraucherzentralen raten daher, immer die Preise verschiedener Anbieter eines Produktes zu vergleichen. Banken, die an dem Geschäft ohne Zinszahlung nichts verdienen, gewinnen dafür Neukunden und deren Daten für Produktwerbung.

Die Verbraucherschützer empfehlen, eine bewusste Kaufentscheidung zu treffen: Was will ich haben und was darf es kosten? Finanzierungsmöglichkeiten sollten dabei nicht den Ausschlag geben. Eine Ratenzahlung sollte nur vereinbart werden, wenn die eigene finanzielle Situation eine zusätzliche monatliche Ausgabe erlaubt - und zwar langfristig. Verbraucher sollten überlegen, ob sie nicht lieber vorher Geld beiseitelegen und den Kauf davon tätigen.

"Schlafen Sie lieber eine Nacht darüber, als sich zum Vertragsabschluss drängen zu lassen", rät Britta Masuch von der Verbraucherzentrale. Vorsicht geboten ist beim Kleingedruckten in Verträgen. Hier versteckt sich gern noch ein zusätzlicher Rahmenkredit mit kostenpflichtiger Kreditkarte oder ein hochverzinster zweiter Kreditvertrag "für die Wünsche, die noch kommen".

(RP)
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