Solingen Augenwasser war der Renner

Solingen · Seit sechs Generationen ist die Familie Goedecke als Apotheker tätig. Vier Generationen haben seit 1881 die Familien-Apotheke in Gräfrath geführt. Heute vor 125 Jahren bekam der erste Besitzer die Konzession erteilt.

Glück braucht man – dessen ist sich Dr. Stefan Goedecke bewusst. Ohne sei es nicht möglich, die Apotheke seit 125 Jahren im Besitz von nur einer Familie zu halten.

Im Schaufenster der Goedecke’schen Apotheke in Gräfrath (In der Freiheit 21) können die Kunden und Passanten die Anfänge des Familienunternehmens nachlesen. Am 18. Oktober 1881 ist dem Apotheker Friedrich Goedecke seine Konzession vom Oberpräsidenten der Rheinprovinz erteilt worden. Weiterhin ist auf der überdimensionalen Urkunde mit den altertümlichen Stempeln zu lesen, dass die Apotheke schließlich am 26. November eröffnet werden konnte.

Bereits in der sechsten Generation ist die Familie Goedecke als Apotheker tätig. Der Ur-Großvater von Stefan Goedecke war es jedoch, der sein eigenes Geschäft in Gräfrath eröffnete. Von 1899 bis 1925 folgte Friedrich Karl Ernst Goedecke, danach übernahm mit Dr. Karl Friedrich Goedecke der Vater des heutigen Inhabers die Apotheke. Seit 1973 ist mittlerweile der 64-Jährige als Inhaber der Apotheke tätig.

In Berlin promoviert

„Ich bin stolz, dass wir konstant sind und mit viel Glück zuverlässig sein können“, sagt Dr. Stefan Goedecke. „Denn ohne Glück geht gar nichts.“ So hat beispielsweise die Witwe des zweiten Besitzers das Geschäft zehn Jahre weitergeführt. Auch Dr. Karl Friedrich Goedecke hat bis zu seinem 67. Lebensjahr gearbeitet, damit der Sohn in Berlin promovieren konnte. Ein abgeschlossenes Hochschulstudium ist für einen Apotheker Pflicht, im Gegensatz zu dem Doktortitel. Den hat Dr. Stefan Goedecke – neben dem Spaß, den er dabei hatte – aber aus einem ganz bestimmten Grund gemacht: „Wenn du ohne Doktor nach Gräfrath zurück kommst, dann denken die Leute, du hättest die Apotheke geerbt“, erklärt der Inhaber seine Gedanken.

In seinem Geschäft steht auch heute noch ein Schrank, den schon der Ur-Großvater in seinem Laden stehen hatte. In längst vergangenen Tagen waren es zwei Medikamente, die bei den Kunden besonders begehrt waren: Für das Gräfrather Wurmpulver und das De Leuw’sche Augenwasser kamen sie von ziemlich weit her. Auch wenn solch abenteuerliche Medikamente nicht mehr verkauft werden, mit einer gewissen Kontinuität möchte sich das Familienunternehmen nicht von anderen Apotheken oder Geschäften im Internet verdrängen lassen.

Nachfolge steht in den Sternen

Allerdings steht die Nachfolge für die nächste Generation noch in den Sternen. Die drei Töchter haben nicht vor, die Familientradition fortzusetzen. „Aber vielleicht könnte man ja eine Generation überspringen“, hofft Goedecke auf seine Enkel. Aber ans Aufhören denkt der 64-Jährige sowieso noch nicht: „Ein paar Jahre möchte ich schon noch weiter machen.“

(RP)
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