Solingen Aus Freude an der Schauspielerei

Solingen · Theatergruppe "moto proprio" probt ihr Stück "Mein Herz schlägt für..."

Bei Schwarzwälder Kirschtorte und einem Stück Sahne-Baisser sitzen zwei Damen schwatzend im Café. Als Udo Jürgens' "Aber bitte mit Sahne" aus den Lautsprechern ertönt, kippt eine der beiden vom Stuhl - und erntet Beifall und Gelächter. Das ist nur eine von vielen Szenen, die die Theatergruppe "moto proprio" unter der Leitung von Andreas Griese und Petra Wachenhausen derzeit kräftig übt. Dafür sind wenige Tage Zeit, bis die 20 Schauspieler mit körperlicher oder geistiger Behinderung ihr Stück "Mein Herz schlägt für ..." in der Cobra aufführen. Die Idee dahinter: Es soll um Dinge gehen, die aus dem Leben der Mitglieder von "moto proprio" gegriffen sind. So entstanden zwölf abgeschlossene, ganz unterschiedliche Szenen, aus denen sich das rund anderthalbstündige Stück zusammensetzt.

Die Bandbreite ist groß: So schlägt das Herz von Christina Witte (48), deren Kuchen-Konsum sie soeben vom Stuhl geworfen hat, für Torte. Kevin Güntzel (38) hingegen liegt seine Familie besonders am Herzen. Die Aspekte der anderen Mitglieder reichen von der Sportschau über die Gleichberechtigung bis zum Weltklimagipfel. Für Andreas Griese ist das der Beweis, dass "jedes Thema möglich ist."

Die Theatergruppe ist Teil des Vereins Kakadu, den Griese und seine Frau vor 25 Jahren gegründet haben. Ziel des Vereins ist es, mehr Freizeitmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung zu schaffen. So steht neben der wöchentlichen Theaterprobe gemeinsames Kochen, Spielen, Kickern und Tanzen an. In den Sommerferien geht es jedes Jahr für 14 Tage nach Österreich. Für Andreas Griese und Petra Wachenhausen ist der Verein ein "echtes Lebenswerk" geworden.

Drei Jahre lang hat die Gruppe für die Aufführung geprobt - und jede Probe läuft anders ab. "Auswendig lernen klappt bei uns nicht, das ist aber auch nicht das Ziel. Die Dynamik ist das, was das Stück ausmacht", berichtet Griese. Der Förderschullehrer sieht sich und seine Frau in der Rolle der Impulsgeber und Begleiter. "Den Rest erledigt die Gruppe von selbst." So unterschiedlich die Darsteller und Szenen sein mögen, eins haben sie jedoch gemeinsam: die aufrichtige Freude und Authentizität der Schauspieler.

Die Aufführungen finden am Samstag, 11. Februar, und Sonntag, 12. Februar, jeweils um 16 Uhr in der Cobra, Merscheider Straße 77-79, statt. Einlass ist eine halbe Stunde vor Beginn. Karten können für acht Euro (ermäßigt sechs Euro) an der Abendkasse oder bei der Probe am Mittwoch, 8. Februar (17 bis 20 Uhr) erworben werden.

(RP)
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