Solingen Ausbleibende Badegäste sorgen im Ittertal für Existenzangst

Solingen · Kühle Temperaturen und immer wieder Regen - der Sommer 2016 ist bislang ein Flopp. Die Folgen für Solingens Freibäder sind verheerend. Vor allem im Ittertal sieht es düster aus.

Anfang der Woche wussten sich die Verantwortlichen keinen anderen Rat mehr und zogen darum schließlich die Notbremse. Nachdem das Wetter bereits in den Wochen zuvor fast durchgehend schlecht sowie verregnet gewesen war und die Meteorologen nun auch für die folgenden Tage keinerlei Besserung in Aussicht stellen konnten, wurde der Badebetrieb im Freibad Ittertal zunächst einmal bis auf Weiteres eingestellt.

Denn zuletzt hatten in dem idyllisch gelegenen Bad im Solinger Norden allein noch zwei bis drei Schwimmer täglich ihre Bahnen gezogen, was indes lediglich einen nochmaligen negativen Höhepunkt dargestellt hatte. Bereits den gesamten Sommer über bleiben im Ittertal die Badegäste aus. "Wir hatten bislang maximal acht schöne Tage", hieß es am Donnerstag vonseiten des Freibad-Teams, das augenblicklich nur in einer Art Notbesetzung vor Ort ist.

Zwar sollen die Tore des Bades umgehend geöffnet werden, sobald die Temperaturen wieder nach oben gehen. Dennoch machen sich auf der Freizeitanlage ein Jahr vor deren 100. Geburtstag inzwischen massive Existenzsorgen breit. "Immerhin war schon der vergangene Winter ein Reinfall, so dass man sich an fünf Fingern abzählen kann, dass es so nicht ewig weiterläuft", sagte gestern ein Insider, der eine zunehmende finanzielle Schieflage befürchtet.

Tatsächlich ist die Lage auf der Freizeitanlage mit dem Freibad für den Sommer sowie der Eisbahn für den Winter und weiteren Attraktionen durchaus ernst. So wurde die augenblickliche Schließung auch deshalb beschlossen, weil auf diese Weise zumindest die Ausgaben für die Aushilfskräfte gespart werden, die an schönen Tagen zusammen mit den anderen Teammitgliedern für die Sicherheit der Besucher sorgen sollen.

Gleichwohl bedeutet dieser Schritt nicht, dass momentan keine Belastungen mehr anfallen. Die Fixkosten schlagen nach wie vor zu Buche. Und gleichzeitig schwebt ständig das Damoklesschwert einer größeren technischen Reparatur über den Ittertal-Verantwortlichen, die darum darauf setzen, den Kreis der Förderer zu vergrößern. Denn nur so erscheint es möglich, dass der gemeinnützige Förderverein Ittertal die für den Erhalt der Anlage notwendigen Investitionen stemmen kann.

An dem verheerenden Ergebnis der laufenden Badesaison wird dies indes nichts mehr ändern - zumal die Erfahrung zeigt, dass die Solinger Badegäste meistens ein paar Tage Anlauf benötigen, um bei schönem Wetter erneut in ein Freibad zu gehen.

Darum spekuliert auch die Stadt auf eine möglichst lange Schönwetterperiode in der nächsten Zeit. Denn im städtischen Heidebad sind die Besucherzahlen im laufenden Jahr ebenfalls stark zurückgegangen. "Im Vergleich zum Vorjahr sind bisher rund 55 Prozent weniger Gäste gekommen", zog ein Rathaus-Sprecher gestern eine vorläufige Bilanz. Dies bedeute, dass 2016 erst 10.000 Schwimmer gezählt worden seien, während es im vergangenen Jahr zum gleichen Zeitpunkt bereits rund 22.000 gewesen seien, hieß es vonseiten der städtischen Bädergesellschaft.

Allerdings wollen die Verantwortlichen im Solinger Rathaus die Hoffnung auf eine Wende zum Besseren in diesem Sommer noch nicht in Gänze aufgeben. So blickt das Team des Heidesbades zurzeit gebannt auf die kommenden Tage und in diesem Zusammenhang vor allem auf den nächsten Dienstag. Dann steigt in der Heide anlässlich des nahenden Ferienendes nämlich eine "Riesengaudi", mit der vor allem Kinder und Jugendliche in das Bad in der Ohligser Heide gelockt werden sollen.

In der Zeit zwischen 12 und 18 Uhr könnten sich die jungen Besucher unter anderem mit Wasserscootern und elektrischen Bobbycars "zu Wasser und zu Lande wilde Verfolgungsjagden liefern", kündigte die Stadt am Donnerstag an. Und darüber hinaus soll ein Clown namens "Ötti" mit seinen Tricks, Späßen sowie "dem einen oder anderen Streich für Lacher sorgen". Inwieweit der Stadt selbst am Ende zum Lachen sein wird, ist jedoch ungewiss. Bislang bescherte der miese Sommer dem Rathaus in Sachen Heidebad - zusätzlich zu dem ohnehin zu zahlenden Zuschuss aus dem Haushalt - ein Minus von rund 20.000 Euro.

(or)
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