Solingen Autofahrer ignorieren Haltelinie an Ampel

Solingen · Eigentlich ist das Schild an der Merscheider Straße eindeutig: "Bei Rot hier halten". Doch der Hinweis wird von einem Großteil der Autofahrer ignoriert. Was viele nicht wissen: Ihnen droht dafür sogar der Entzug des Führerscheins.

Angst vor dem Vorführ-Effekt muss Klaus-Ulrich Arnold nicht haben. Am Telefon hatte er erzählt, dass Autofahrer permanent die Haltelinie an der Merscheider Straße/Ecke Richterweg ignorieren. Und das, obwohl ein Schild deutlich darauf hinweist, dass Fahrer hier halten müssen, wenn die rund 20 Meter entfernte Ampel rot zeigt.

Vor Ort dauert es keine zehn Sekunden, bis sich Arnolds Behauptung bestätigt. Die Ampel ist rot, doch der Fahrer des weißen Seat ignoriert Schild und Haltelinie ebenso wie die Fahrerin des schwarzen Toyota, der Fahrer des blauen VW und der Kleinlaster von Mercedes. Immer wieder wiederholt sich das Spiel. Die Ampel wird rot, die Leute ignorieren die Haltelinie.

"Gerade zu den Stoßzeiten kommen wir aus dem Richterweg kaum heraus, weil alle einfach durchfahren", sagt Klaus-Ulrich Arnold. Ein Nachbar habe vor einiger Zeit sogar einen Unfall gebaut, weil er beim Abbiegen einen Motorradfahrer übersehen hatte, der - trotz roter Ampel - einen korrekt an der Haltelinie stehenden Linienbus überholte, um bis zur Ampel durchzufahren. Laut Angaben der Polizei handelt es sich zwar nicht um einen Unfallschwerpunkt, trotzdem sagt der Anwohner: "Hier haben sich viele brenzlige Situationen ergeben, weil die Straße schlecht einsehbar ist."

Bei der Stadt kennt man die Problematik, die es laut Angaben der Straßenverkehrsplanung auch an anderen Stellen gibt. Ein Versetzen der Ampel sei an der Merscheider Straße jedoch keine Lösung. Denn dies koste nicht nur viel Geld, sondern habe auch Auswirkungen auf den Verkehrsfluss der Gegenrichtung. Eine andere Taktung der Ampeln wäre die Folge. "Dadurch würde auf der Merscheider Straße eine lange Rotphase entstehen", sagt ein Stadtsprecher. Doch das ist nicht gewollt, immerhin gehört die Straße zu den Hauptverkehrsachsen der Stadt. Eine andere Möglichkeit sei es, ein größeres Schild aufzustellen.

Ob das reicht, bezweifelt Klaus-Ulrich Arnold. "Oft parken Lkw den Seitenstreifen so zu, dass man das Schild gar nicht sieht", sagt er. Was Arnold am meisten ärgert: "Die Leute machen sich strafbar."

Wenn eine Ampel mit zwei Haltlinien ausgestattet ist, muss an der ersten angehalten werden. Denn die Haltelinie zu überfahren ist kein Kavaliersdelikt, sondern im rechtlichen Sinne ein Rotlichtverstoß. Das gilt selbst dann, wenn man nur über die Linie fährt, um noch vor der Ampel in eine Einfahrt abzubiegen. Als Strafe droht ein Fahrverbot von bis zu einem Monat. Rechtlich war die Regelung lange Zeit umstritten, zuletzt gab es jedoch eindeutige juristische Kommentare, so dass auch Fahrlehrer ihren Schülern beibringen, dass an der ersten Haltelinie gestoppt werden muss.

Für Klaus-Ulrich Arnold ist klar, dass etwas passieren muss. "Eigentlich müsste man hier eine Ampel hinmachen, damit der Verkehr aus dem Richterweg rauskommt", sagt er. Alternativ könnte die Stadt auch ein großes rotes "Stop" auf die Straße malen, um für mehr Aufmerksamkeit zu sorgen.

So weit will der Stadtsprecher nicht gehen. Er rät: "Am Besten ist es, wenn die Anwohner ein Beschwerdeformular ausfüllen. Wir überprüfen das dann."

(RP)
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