Solingen Autofahrer im Schongang unterwegs

Solingen · Von sechs bis 22 Uhr hat die Polizei gestern auch in Solingen beim europaweiten Blitzmarathon Tempokontrollen durchgeführt. Zu schnelles Fahren ist nach wie vor der Killer Nr. 1 auf den Straßen.

Es passierte nachts auf der Platzhofstraße in Höhscheid. Drei junge Menschen waren in einem Cabrio dort im Februar 2014 unterwegs - mit viel zu hoher Geschwindigkeit auf einer Straße, die ohnehin zum Schnellfahren einlädt und die im Zuge des städtischen Einsparprogramms auch keine Straßenbeleuchtung mehr hat.

In der Talsenke der Platzhofstraße, kurz hinter der Verkehrsinsel, beschleunigte der junge Fahrer nochmals das Auto, um zwei vor ihm fahrende Pkw zu überholen. Mit über 100 km/h geriet er dann aber zunächst an die Bordsteinkante, verlor vollends die Kontrolle über das Auto, streifte einen Baum, der Pkw überschlug sich und blieb auf dem Dach liegen. "Die drei Insassen hatten unfassbares Glück, dass sie lebend das Auto verlassen konnten", sagt Katrin Gastrat.

Die Hauptkommissarin war in jener Nacht eine der ersten, die an der Unfallstelle eintraf und den Unfall aufnehmen musste, nachdem Zeugen die Polizei alarmiert hatten. "Einer der jungen Leute war nicht einmal angeschnallt. Zum Glück konnten sie sich alle selbst aus dem Auto befreien", erzählt die Polizistin und ergänzt. "So ein Unfall belastet sehr lange, Opfer können aber auch völlig Unbeteiligte sein", sagt Katrin Gastrat und weist darauf hin, dass sich auf dem Gehweg ja Fußgänger hätten befinden können. Die 39-jährige Mutter von zwei Kindern will deshalb in ihrer Aufklärungsarbeit sensibilisieren für die Gefahren in Zusammenhang mit Unfällen. "Das ist wichtig", sagt sie.

Denn überhöhte Geschwindigkeit ist in vielen Fällen die Ursache von Unfällen - auch jenen mit tödlichem Ausgang. "Zu schnelles Fahren ist der Killer Nr. 1 auf unseren Straßen", betont 1. Polizei-Hauptkommissar und Einsatzleiter Marcus Krahe, Leiter des Verkehrsdienstes. Hauptgrund des Blitzmarathons unter dem Motto "Unfallopfer im Blickpunkt" waren deshalb gestern Tempokontrollen - und im Fall der Fälle die Schnellfahrer darüber aufzuklären, welche Gefahren für sie selbst, aber auch für andere mit der Raserei verbunden sind. In Solingen wurde auf der Platzhofstraße, der Focher Straße, der Langhansstraße, am Ufergarten, Unnersberger Allee und L 407 Neuwerk geblitzt.

Mit einem Lasergerät hatten Polizisten auf der Platzhofstraße zwischen 10 und 14 Uhr Stellung bezogen. Gut sichtbar waren sie allemal für jene Autofahrer, die in Richtung Neuenkamper Straße fuhren. Bergabwärts wurden die Autofahrer vom Lasergerät erfasst. Doch in der ersten Stunde der Messungen blitzte es nicht ein Mal auf. "Es gibt an solchen Aktionstagen nur geringfügig Geschwindigkeitsüberschreitungen. Aber das ist in Ordnung, wir wollen ja nicht abkassieren, sondern die Autofahrer sensibilisieren, die Geschwindigkeitsvorgaben einzuhalten", sagt Marcus Krahe und erzählt, dass außerhalb solcher Aktionstage vier bis fünf Prozent der gemessenen Fahrzeuge zu schnell unterwegs sind.

Und zu Unfällen führen, wie jenem vor zwei Jahren auf der Platzhofstraße, auf der Tempo 50 vorgegeben ist. Der Fahrer hatte hier zudem noch das Glück, abseits des Gehweges auf einem Grünstreifen zwischen einem Baum und einem Beleuchtungsmasten hindurch zu schlüpfen. "Wäre er mit dem Auto vor den Baum geprallt, hätten die drei Insassen noch viel größere Schäden davongetragen, wenn nicht sogar ihr Leben", sagt die Hauptkommissarin. So blieb es beim Totalschaden des Fahrzeuges, psychisch leiden Unfallbeteiligte aber oft ein Leben lang.

Tempoüberschreitungen hatte es zuvor auch nicht auf der Focher Straße in Wald im morgendlichen Berufsverkehr gegeben: "Keiner war schneller als 50 km/h unterwegs", hieß es. Am Nachmittag wurde für den Einsatzort Platzhofstraße Bilanz gezogen: Bei 216 Messungen mit dem Lasergerät wurden zwei Geschwindigkeitsüberschreitungen im Verwarngeldbereich registriert.

Zudem wurden in Solingen auch Radargeräte zur Geschwindigkeitsmessung eingesetzt. Hier kam es bis 14 Uhr, dem Ende des Frühdienstes, zu 51 Verstößen.

(uwv)
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