Solingen Bäcker müssen jetzt Allergene auflisten

Solingen · Neues EU-Recht: Seit Dezember müssen in Betrieben, die Speisen und lose Lebensmittel verkaufen, Listen mit 14 Allergiestoffen ausliegen.

 Sobald Evertzberg-Mitarbeiterin Roswitha Glüheisen den Barcode des Brotes eingegeben hat, zeigt das Kassendisplay die Inhaltsstoffe an.

Sobald Evertzberg-Mitarbeiterin Roswitha Glüheisen den Barcode des Brotes eingegeben hat, zeigt das Kassendisplay die Inhaltsstoffe an.

Foto: Olaf Staschik

Immer mehr Menschen reagieren allergisch auf bestimmte Stoffe in Lebensmitteln. Deshalb hat die EU bestimmt, dass seit Dezember 14 allergene Inhaltsstoffe nicht nur in verpackten, sondern auch in losen Lebensmitteln gekennzeichnet sein müssen.

Für die Bäckerei Evertzberg sei die Allergen-Kennzeichnung kein Problem, berichtet Stephan Meier, Beauftragter für Inhaltsstoffe. Die Bäckerei mit rund 30 Filialen im Bergischen, auch in Solingen, hat mehr als 70 Brotsorten im Sortiment, dazu Brötchen und Gebäck. Vorbildlich: Auf der Internetseite sind die Inhaltsstoffe jedes einzelnen Produkts ausgewiesen. "In den Filialen können sich die Kunden bei Fragen an die Verkäuferinnen wenden", erläutert Meier: "Die Inhaltsstoffe der einzelnen Produkte können über die Kassen abgerufen werden. Sie sind über das Internet mit der Zentrale verbunden und immer auf dem neuesten Stand."

Auch die Bäckerei Stöcker hat entsprechend reagiert. "Wir haben eine Liste erstellt, wo die Allergenstoffe aufgelistet sind und angekreuzt ist, welches Produkt, welche Stoffe enthält", sagt Bäckermeister Ralf Vogelskamp. Er ist auch Lehrlingswart der Bäcker-Innung der Solinger Kreishandwerkerschaft. Nach seinen Worten müssen nächstes Jahr zudem die Nährwerte gekennzeichnet werden. Auch dies ist mit einem weiteren Aufwand beziehungsweise mit Kosten verbunden. In den Betrieben ist dann ein teures Programm erforderlich, das den Nährwert jedes Produktes anzeigt und den jeweiligen Rezepten zuordnet.

Doch nicht nur Bäckereien sind betroffen, sondern beispielsweise auch Metzgereien. "Den Handwerksbetrieben wird es immer schwerer gemacht", sagt Obermeister Robert Jacobs mit Blick auf den bürokratischen Aufwand, den die neue Kennzeichnungspflicht für Allergene mit sich bringt. Schon jetzt gibt es nur noch 13 zugelassene Metzgerei-Betriebe in Solingen. Tendenz: weiter fallend.

Der Metzgermeister kennt jede Zutat seiner Wurst. "Ein vernünftiger Betrieb sei jederzeit bereit, dem Kunden Rede und Antwort zustehen", betont Jacobs; und er begrüßt es, wenn Kunden nachfragen und sich bewusst nach dem Produkt erkundigen, das bei ihm eben noch selbst hergestellt wird. In der Industrie sei das Nachfragen in der Form nicht möglich, dort werde die Zutatenliste mit dem Etikett bei der Verpackung aufgedruckt.

"Die Kunden fragen nach", erlebt Jacobs denn auch. Zum Großteil bedient der Handwerksbetrieb Stammkunden. Hier kommt es auf ein Vertrauensverhältnis an. Gleichwohl müssen und werden nach den Worten des Obermeisters die Vorschriften umgesetzt. So sind die Verkaufswagen der Gräfrather Metzgerei jetzt mit zwei Ordnern bestückt, die über die Inhaltsstoffe entsprechend der neuen Gesetzeslage Auskunft geben. "Wir haben alles aufgelistet. Zudem gebe es zu jedem unserer Produkte ein Foto", sagt der Obermeister.

Für die Verbraucherzentrale ist die verpflichtende Kennzeichnung eine wichtige Verbesserung für Menschen mit Lebensmittelunverträglichkeit.

Wer allergisch reagiert und um seine Problematik weiß, der fragt ohnehin nach, heißt es unterdessen an der Verkaufstheke. Häufig wird nach Lactose, Gluten, Eiern und Nüssen gefragt, aber nach Stoffen wie Sellerie fragt keiner.

(se/tws/RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort