Solingen Balkhauser Kottentag 2017 ist abgesagt

Solingen · Kuratorium macht Baustelle für schwache Gästezahlen im Kotten verantwortlich. Zudem fehlt Geld für Brückenneubau.

Solingen: Balkhauser Kottentag 2017 ist abgesagt
Foto: Köhlen Stephan

"Wir sind erreichbar." Das stellte Nicole Molinari, Vorsitzende des Kuratoriums Balkhauser Kotten, gestern noch einmal unmissverständlich klar. Doch der für Sonntag geplante und einnahmeträchtige Kottentag mit verschiedenen Aktivitäten, Filmen, kostenlosen Führungen und typischen Solinger Leckereien ist trotzdem abgesagt. Denn wie es jetzt vonseiten des Kuratoriums hieß, sei der Besucherstrom zum Kotten am Balkhauser Weg seit rund einer Woche wie abgeschnitten.

 ! Das Schild hängt noch, aber der Kottentag wurde jetzt abgesagt. # Die Glüderstraße ist zurzeit für den Verkehr gesperrt.

! Das Schild hängt noch, aber der Kottentag wurde jetzt abgesagt. # Die Glüderstraße ist zurzeit für den Verkehr gesperrt.

Foto: skoe

Der Hintergrund: Vor kurzem erst hatte der Rheinisch-Bergische Kreis begonnen, die Glüderstraße in Leichlingen zu erneuern. Seitdem ist die Verbindung zwischen Solingen und Witzhelden auf Leichlinger Seite gesperrt, so dass von Süden aus eine Anfahrt zum Balkhauser Kotten bis auf Weiteres nicht möglich ist. Und aus Richtung Solingen "verirren" sich ebenfalls kaum noch Gäste in das historische Schleifermuseum - was zur Folge hatte, dass sich die Verantwortlichen zuletzt keinen anderen Rat mehr wussten, als in Sachen Kottenfest 2017 die sprichwörtliche Reißleine zu ziehen.

Eine Kalkulation für Getränke und Speisen sei unter diesen Umständen jedenfalls nicht länger möglich, begründete Nicole Molinari am Montag im Gespräch mit unserer Redaktion die Absage des Kottentages 2017. Dabei machte die Kuratoriumsvorsitzende explizit die Baustelle für die missliche Lage verantwortlich. Zwar stehe in Höhe Steinenhaus bereits ein Hinweisschild mit Aufschrift "Durchfahrt bis Glüder frei". Doch dies werde von niemandem realisiert, so Molinari.

Ein Problem, das sich laut Kuratorium ausgesprochen negativ auf den Kotten auswirkt. Denn in der Regel kommen im August überdurchschnittlich viele Besucher ins Museum, die für die Anfahrt den Pfaffenberger Weg beziehungsweise den Balkhauser Weg nutzen. "Wir sind ohnehin schon gebeutelt. Und die jetzige Situation verhagelt uns richtig die Bilanz", sagte die Chefin des Kuratoriums entsprechend genervt.

Dabei haben die Freiwilligen im Kotten, was die zeitliche Überschneidung von Kottentag und Baustelle angeht, durchaus Pech. So plant der Rheinisch-Bergische Kreis, der für die Arbeiten zuständig ist, diese nämlich spätestens Anfang nächster Woche zu beenden. "Dann geht die Schule wieder los, so dass die Straße für den Schulbus befahrbar sein muss", sagte eine Kreissprecherin, die gleichzeitig Vorwürfe einer unzureichenden Beschilderung zurückwies. "Die Schilder sind unserer Ansicht nach eindeutig und wurden darüber hinaus vor dem Aufstellen mit der Stadt Solingen angesprochen", verteidigte die Sprecherin das Vorgehen des Kreises.

Und tatsächlich dürfte die Sperrung der Glüderstraße für den Verkehr bei den Verantwortlichen im Balkhauser Kotten wohl eher Auslöser, als Ursache für die jetzt erfolgte Absage des Kottentages gewesen sein. Denn zu der verschlechterten Erreichbarkeit für Autos kommt noch eine andere Sorge hinzu. So waren der Verein und die Kustoren-Familie Müller ursprünglich davon ausgegangen, am kommenden Wochenende nicht allein den Kottentag zu begehen, sondern überdies die Eröffnung der neuen Brücke am Kotten zu feiern, die die seit rund drei Jahren gesperrte alte Brücke ersetzen soll. Aber daraus wurde auch nichts.

Die Bauarbeiten, die im Mai hätten beginnen sollen, scheiterten nämlich aus Kostengründen. "Die Stadt hatte uns eine Summe von 175.000 Euro signalisiert. Doch dafür war kein Unternehmen zu finden", sagte Nicole Molinari, die berichtete, bei der Ausschreibung seien lediglich Angebote eingegangen, die mindestens 50.000 Euro über dem Rathaus-Zuschuss gelegen hätten. Und diese Mehrkosten habe das Kuratorium wiederum nicht stemmen können. "Schon die 175.000 Euro waren ein Klimmzug und eine abgespeckte Version. Dabei wurde auf eine Ersatzbrücke während der Bauzeit verzichtet", unterstrich die Kuratoriumsvorsitzende.

Der Kotten-Verein überlegt nun, selbst als Bauträger bei dem Projekt aufzutreten und die Brücke über Spenden zu finanzieren. In diesem Jahr werde es mit einem Baubeginn für die Brücke aber nichts mehr, vielmehr solle 2018 ein neuer Anlauf unternommen werden, kündigte Nicole Molinari an.

Die Stadt Solingen stellte derweil gestern klar, an eine Aufstockung der bereitgestellten Summe sei nicht zu denken. "Es handelt sich immerhin um eine freiwillige Leistung", betonte eine Rathaus-Sprecherin. Indes seien die städtischen Gelder für den Verein nicht verloren. Würde also ein Teil der Kosten auf andere Weise aufgebracht werden, könnten die Verantwortlichen des Kuratoriums nach Stand der Dinge nach wie vor auf öffentliche Hilfe zählen, hieß es aus dem Rathaus.

Was an der Absage des diesjährigen Kottenfestes allerdings nichts mehr zu verändern vermag. Das Risiko, durch die Veranstaltung am Ende in die Verlustzone zu geraten, ist den Ehrenamtlern im Kuratorium entschieden zu hoch. "Das kann sich der Verein nicht leisten", sagte Nicole Molinari, die die neueste Entwicklung rund um das Fest sehr bedauert. So seien in den vergangenen Jahren jeweils 500 bis 600 Gäste zum Kotten gekommen. "Und je nach Wetterlage waren es sogar noch mehr Besucher im Tal der Wupper", erinnerte die Kuratoriums-Vorsitzende an die zurückliegenden Kottentage.

(uwv/or)
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