Serie 24 Stunden - 24 Menschen Bauer mit Leib und Seele

Solingen · Der Hof, den Peter Bachhausen mit seiner Familie in Gräfrath bewirtschaftet, ist breit aufgestellt - von Pensionspferden bis zum Erdbeerfeld und Rindern, die mit eigenem Heu gefüttert werden. Ohne Passion, sagt der 45-Jährige, ginge das nicht.

Vorwitzig wagen sich die Rinder nach vorn. Die Jungtiere sind neugierig. Mit drei, vier geschickten Armbewegungen verteilt Peter Bachhausen die Silage vor ihnen im Trog. Am frühen Abend bekommen sie noch einmal eine Portion Heu. Er erkennt sofort, dass alles in Ordnung ist, es den Rindern an nichts fehlt. "Sie müssen sich interessiert zeigen." Das passiert zur Genüge, während sie sich vor der Futterration drängeln. Der 45-Jährige, der mit seiner Familie den Gräfrather Hof bewirtschaftet, ist staatlich geprüfter Landwirt.

Doch als Landwirt sieht er sich eigentlich weniger. Das klingt zu technokratisch. Bauer trifft die Sache besser, sagt er. Weil er mit der Natur, mit den Tieren - und vor allem auch mit den Jahreszeiten und dem Wetter wirtschaftet. So wie vor zwei Wochen, als sie abends um Zehn noch rasch das letzte Heu einfuhren. Gerade rechtzeitig. Anschließend hat es erst einmal geregnet. "Wir sind trotz der ganzen Technik vom Wetter abhängig." Wo es geht, versucht Bauer Bachhausen, die Arbeitstage nicht ganz so lang werden zu lassen, der Familie mit seiner Frau Alexandra und den beiden Kindern - Paul ist acht, Lara sieben - ihr Recht einzuräumen.

"Wir arbeiten auf dem Hof Generationen-übergreifend." Familientradition spielt eine große Rolle. Als Beleg verweist der 45-Jährige auf den Bergischen Dreisatz: "Das hat der Opa schon so gemacht, das hat der Vater so gemacht, und wir machen das auch so."

Vielleicht ist der Bachhausen-Betrieb deshalb noch so breit aufgestellt wie ein richtiger Bauernhof. Das Futter für die Tiere wird selbst angebaut. Das Fleisch im Hofladen, in dem auch Eier von eigenen Hühner angeboten werden, stammt von den Rindern, die Bachhausen abends füttert. Er bewirtschaftet 50 Prozent Acker, die andere Hälfte ist Grünland. Baumfällungen, Kaminholz, Agrarservice wie pflügen für andere Bauern, Weihnachtsbäume und weiteres bietet der Gräfrather Betrieb an der Grenze zwischen Stadt und Land ebenfalls. "Wir sind in der glücklichen Lage, viele Kunden um uns herum zu haben, denen wir verschiedene Dienstleistungen anbieten können."

Der wirtschaftliche Vorteil liegt nach seinen Worten auf der Hand: Einseitig auf ein Produkt angewiesen zu sein, macht anfällig. Zugleich müsse dies dann im großen Stil erzeugt werden. "Dann gehören wir ganz schnell zu den Massenproduzenten." Dies wäre freilich nicht mehr der Hof, den Bauer Bachhausen bewirtschaftet. Lieber schaut er während der abendlichen Runde noch nach den Kürbissen hinter der Scheune, die er mit einer Vogelscheuche vor den Krähen schützt. "Wir haben 40 Sorten und ziehen alle selber an." Möglichst ohne Gewitter mit kräftigem Hagelschauer sollen die bis zum Herbst weiterwachsen. "Kürbisse haben empfindliche Blätter."

Das Getreide braucht noch ein paar Sonnentage. Nächste Woche könnte die Ernte der Gerste starten. Als nächstes kommt der Raps an die Reihe; anschließend der Weizen. Gut möglich, dass an dem ein oder anderen Tag spätabends um Elf noch gedroschen wird. Solange, bis der Tau ins Getreide schlägt. "Wir müssen flexibel mit dem Wetter arbeiten." Beim Feld im Bereich des Café Hubraum in der Kohlfurth erwartet Bachhausen diesmal allerdings keine Spitzenerträge. "Das hat Hitzestress erlebt." Das wirkt sich auf die Korngröße aus und ist auch nicht mehr aufzuholen.

Jetzt, gegen halb Sieben, striegeln Reiter auf dem Hof ihre Pensionspferde. Peter Bachhausen grüßt im Vorbeigehen. Zuvor hatte er einem Pferdehof in Steinbeck eine Fuhre Stroh geliefert, anschließend war er auf dem Erdbeerfeld an der Roßkamper Höhe. "Wir regeln den Verkauf selber", sagt er und erklärt: Erdbeeren schmecken dann am besten, wenn sie ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Säure und Süße haben.

Passion, sagt er, ist für seinen Beruf zwingend erforderlich. "Das muss einem Spaß machen, sonst geht es nicht." Nur mit Liebhaberei allein kann der Betrieb aber auch nicht überleben. Man müsse eben auch an die Wirtschaftlichkeit denken, betont er. Vor 40 Jahren bekam sein Vater für 100 Kilogramm Getreide 100 Liter Diesel für den Trecker; heute kann er von diesem Ernteertrag lediglich rund zwölf Liter Diesel kaufen. Und der Tank des 150 PS-Deutz fasst einiges.

Jedenfalls darf man sich den Bauern nach seinen Worten nicht mehr so vorstellen, dass der den ganzen Tag in Gummistiefeln mit der Heugabel beschäftigt ist. Zunehmend müsse er sich Gedanken über den Papierkram machen. "Das Büro trägt 50 Prozent zum Betriebserfolg bei."

Doch das muss jetzt erst einmal hinten anstehen. Um sieben sitzt die Familie gemeinsam am Tisch beim Abendessen.

(RP)
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