Solingen „Die Cobra darf nicht untergehen“

Solingen · Kurz vor Beginn des Konzerts hat sich vor dem Eingang der Cobra bereits eine stattliche Besucherschlange gebildet, die fast bis auf den Bürgersteig der Merscheider Straße reicht. Die meisten Gäste des Mittelalterfestivals „Irminsul“ sind schwarz gekleidet und zwischen 16 und 25 Jahren alt. Drinnen gibt es dann von den Jugendbands Baum, Feuerseele, Dyrathor sowie den beiden Solinger Bands Arcanus Exitus und Steinkreis mit aggressiven Beats gehörig etwas auf die Ohren. Vor rund 200 Gästen spielten sie Black-, Pagan- und Folk Metal sowie Mittelalter-Rock.

Marius Claßen und Arren Hens (beide 18) sind nicht nur Schüler des August-Dicke-Gymnasiums sondern auch Sänger und Gitarrist der Band Steinkreis, die im Bereich Avantgarde Blackmetal präsentiert. Sie schwören auf die professionelle Bühne im Konzertsaal der Cobra, die in punkto Technik und Akustik nichts zu wünschen übrig lasse. „Es gibt hier sogar einen Backstage-Bereich“, schwärmen beide. Der befinde sich aber nicht wortgetreu hinter, sondern neben der Bühne.

Ebenso angetan sind die Nachwuchs-Musiker von der Zusammenarbeit mit der Cobra, die insbesondere Nachwuchsbands eine hervorragende Plattform biete, um sich in ihrer Musikszene einen Namen zu machen. Auch die Konditionen seien fair, müssten sie der Cobraleitung doch nur einen Teil ihres Eintrittserlöses gewissermaßen als Saalmiete zahlen und den so entstehenden Gewinn unter den fünf Bands verteilen.

Kaum Gewinn zu erzielen

Geschäftsführer Jörg Stuhldreier will am Rande des Spektakels gar nicht von Saalmiete sprechen, nur von einem Obolus für die Cobra-Kasse. Dabei erinnert er ausdrücklich an den Auftrag, den das Soziokulturelle Zentrum in Merscheid von der Stadt bekommen und daher zu erfüllen habe: „Wir bieten unserem Publikum hier Kultur und Kleinkunst an, bei denen kommerzielle Gesichtspunkte nicht immer im Vordergrund stehen.“

Daher macht Stuhldreier auch vor dem Hintergrund des beabsichtigten Insolvenzantrages keinen Hehl daraus, dass mit einem solchen Jugendkonzert kein nennenswerter Gewinn zu erzielen sei, die Cobra vielmehr auch in Zukunft auf Sponsorengelder sowie auf Zuschüsse aus dem Stadtsäckel angewiesen sei. Letztere seien übrigens – gemessen an der Einwohnerzahl – landesweit „nirgends so gering wie in Solingen“, betont der Cobra-Chef.

„Die Cobra darf auf keinen Fall untergehen, ansonsten verlieren Metal-Nachwuchsbands jede Chance, sich zu präsentieren.“ Dieser Meinung sind Frederick Meissner und Alexander Coblenz (23 und 25), auch sie tragen Schwarz. So sei das Getaway zu groß, das Rollhaus zu klein und die Ohligser Festhalle mit ihrem gediegenen Ambiente für die Anhänger von Hardcore-Musik nicht geeignet. Und der Innenhof von Schloss Burg als ideale Konzertbühne für Mittelalter-Rock? Für Coblenz immerhin eine Vision.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort