Solingen Beatmete Patienten leben bald in WG

Solingen · Bethanien bietet Menschen, die Intensivpflege benötigen, neben Zimmern im Haus Ahorn seit dem 1. April auch einen ambulanten Pflegedienst sowie Wohnen in einer WG an, für die im Moment noch ein geeignetes Haus gesucht wird.

Das Solinger Konzept, das die reibungslose Überleitung vom Krankenhaus in die außerklinische Versorgung sicherstellt, wurde in der Lungenfachklinik Bethanien entwickelt, es ist bundesweit einmalig und jetzt um einen weiteren Baustein reicher. Seit dem 1. April gibt es die Intensivpflege Bethanien, die die Versorgung beatmungspflichtiger Patienten außerhalb von Einrichtungen und Kliniken ermöglicht, in Wohngemeinschaften oder auch im häuslichen Umfeld.

Die Beatmungsmedizin und Beatmungspflege gehört schon lange zu den Schwerpunkten des Diakonischen Werks Bethanien, das in Aufderhöhe neben Krankenhaus und Seniorenzentrum auch ein Fachseminar Altenpflege unterhält. "Wir betreuen Patienten in Grenzsituationen ihres Lebens", sagt Professor Dr. Winfrid Randerath. "Der Ausfall eines so wichtigen Organs wie der Lunge kam früher einem Todesurteil gleich", so der Bethanien-Chefarzt, "heute können sogar Patienten, die 24-Stunden invasiv beatmet werden, ein weitgehend selbstbestimmtes Leben führen". Weiterentwickelte Techniken haben dafür gesorgt, dass die Lebensqualität auch für diese schwerkranken Menschen steigt.

Über 400 Patienten, die langzeitbeatmet werden müssen, behandelt das Krankenhaus Bethanien pro Jahr. Bei circa 50 Prozent gelingt es, dass sie wieder selbstständig atmen können. Das funktioniert vor allem, wenn sie von der Intensivstation der Klinik ins Haus Ahorn umziehen können, wo 26 Einzelzimmer zur Verfügung stehen, die ganz auf die Bedürfnisse der beatmeten Patienten ausgerichtet sind. Die Menschen, die dort leben, haben die unterschiedlichsten Erkrankungen. "Unser jüngster Bewohner ist 21 Jahre alt, die älteste ist 87", sagt Petra Kallmann, Pflegedienstleiterin und Fachkraft für außerklinische Beatmung.

Auch das übrige Personal im Haus Ahorn ist speziell ausgebildet. "Vorrangig ist das Leben, nicht die Krankheit", sagt Petra Kallmann. So wurde im Haus Ahorn bewusst auf Monitoring verzichtet, was nicht heißt, dass die Funktionen der beatmeten Patienten nicht ständig überwacht würden. Mit dem neuen Angebot einer Wohngruppe (WG) sollen sich die Kranken noch unbeeinträchtigter fühlen. Für die WG wird derzeit ein geeignetes Objekt möglichst mitten in der Stadt gesucht, wo jeder der sechs bis sieben Bewohner 50 bis 60 Quadratmeter Wohnfläche bekommen soll, für die er Miete zahlt, während die Pflegekosten von den Krankenkassen getragen werden. Wenn ein Patient die Pflege lieber zuhause in Anspruch nehmen möchte, ist dies ebenfalls möglich. Auch hier wird bei Bedarf Rund-um-die-Uhr-Versorgung angeboten, was bedeutet, das für jeden Patienten 5,5 Pflegekräftestellen bereitstehen. "Der Patient kann wählen, wo er versorgt werden will", sagt Hartmut Fehler, der Leiter des Fachbereichs ambulante Pflege in Bethanien.

"Wohngemeinschaften für Menschen, die dauerhaft von Medizintechnik abhängig sind, gibt es deutschlandweit bereits 73", sagt Regina Uphoff, Einrichtungsleiterin der Intensivpflege in Bethanien, "da mussten wir uns auch auf den Weg machen."

(RP)
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