Solingen Behörden proben Infektions-Ernstfall

Solingen · Ein vermeintlicher Patient mit dem hochansteckenden Krim-Kongo-Fieber wurde gestern von der Isolierstation des Krankenhauses Bethanien in Aufderhöhe zur Sonderisolierstation der Universitätsklinik Düsseldorf transportiert.

 " Unter Beobachtung von Joachim Eichenberg (4.v.l.) bereiteten sich die Einsatzkräfte vor.

" Unter Beobachtung von Joachim Eichenberg (4.v.l.) bereiteten sich die Einsatzkräfte vor.

Foto: Köhlen Stephan

Der Konvoi mit rund sieben Fahrzeugen und dem Spezialrettungswagen der Düsseldorfer Feuerwehr erreicht die Liegendanfahrt des Krankenhauses Bethanien gegen 11 Uhr. Feuerwehrleute, Notärzte, die Polizei sowie Mitarbeiter der Universitätsklinik in der Landeshauptstadt und des Stadtdienstes Gesundheit werden bereits erwartet. Prof. Winfried Randerath, Chefarzt des Krankenhauses Bethanien, Joachim Eichenberg, Leiter des Stadtdienstes Gesundheit, und Solinger Feuerwehrleute hatten die Einsatzkräfte am frühen Morgen angefordert.

Denn ein Arzt aus der Türkei, der Verwandte in Solingen besucht und zuvor in seinem Heimatland einen Patienten mit Krim-Kongo-Fieber behandelt hatte, war am Morgen zum Stadtdienst Gesundheit gekommen. "Der Mann fühlte sich unwohl und meldete sich bei uns", sagt Joachim Eichenberg.

 # Nach umfangreichen Vorbereitungen wurde der Erkrankte schließlich zum Rettungswagen gefahren.

# Nach umfangreichen Vorbereitungen wurde der Erkrankte schließlich zum Rettungswagen gefahren.

Foto: Vetter Uwe

Nach Wissen um die Umstände handelte der Leiter des Stadtdienstes. Er ging von einem hochansteckenden Krankheitserreger aus und setzte eine Maschinerie in Gang, damit sich das ansteckende Fieber nicht ausbreiten kann.

Umgehend wurde der "Patient" in die Isolierstation des Krankenhauses Bethanien gebracht - die Übung Hochinfektionstransport wurde gestern Vormittag bis ins Detail realitätsnah geprobt. Zuvor war bereits Kontakt mit der Sonderisolierstation der Universitätsklinik Düsseldorf aufgenommen worden, die Patienten mit Verdacht auf Ebola, Lassa- oder auch Krim-Kongo-Fieber aufnehmen kann. Drei Zimmer werden dafür vorgehalten. Diese können hermetisch abgeriegelt werden, speziell geschultes Personal ist vor Ort. "Wir verfügen hier über 60 Pfleger und 40 Ärzte", sagt Stefan Boxnick, Koordinator der Sonderisolierstation. Denn im Ernstfall müssen Pfleger und Ärzte alle zwei Stunden abgelöst werden.

Solingen: Behörden proben Infektions-Ernstfall
Foto: Köhlen Stephan

"Von Einrichtungen wie an der Universitätsklinik gibt es bundesweit nur sechs weitere", sagt Joachim Eichenberg. Gebe es in Düsseldorf sowie aus anderen NRW-Städten mehr als drei hochansteckende Krankheitsfälle - "dann haben wir ein Problem", gibt Eichenberg zu.

Immerhin ist Solingen mit der Isolierstation im Krankenhaus Bethanien besser ausgestattet als viele andere Städte. Bis zu 30 Betten werden hier seit Jahren vorgehalten. "Alle Zimmer sind mit einem Niedrigdrucksystem ausgestattet. Krankheitserreger bleiben also im Raum, und alle Zimmer haben Schleusen", sagt Chefarzt Prof. Winfried Randerath. Ein Umstand, den auch Dezernent Jan Welzel hervorhebt. Er verfolgte gestern die Übung im Krankenhaus Bethanien und erklärte mit Blick auf die Isolierstation: "Das ist ein Riesenvorteil".

Solingen: Behörden proben Infektions-Ernstfall
Foto: Vetter Uwe

Die Einsatzkräfte aus Düsseldorf holten den "Patienten" allerdings nicht einfach aus dem Zimmer der Isolierstation und transportierten ihn in die Universitätsklinik. Bethanien-Oberarzt Georgios Sofianos informierte sie zunächst über den aktuellen Gesundheitszustand des vermeintlich Erkrankten. Feuerwehrleute aus Düsseldorf inspizierten dann den Weg von der Isolierstation im ersten Stock bis zur Liegendanfahrt im Erdgeschoss.

Sie sperrten Gänge und Zimmer mit rot-weißem Flatterband ab, damit für den Transport des Patienten auf der extra breiten Schwerlasttrage keine Hindernisse im Weg stehen würden. Auf den Boden wurden blinkende Leuchter drapiert. Orangefarbene, gelbe oder weiße Schutzanzüge zogen sich die Feuerwehrleute schließlich über, grüne Gummistiefel, grüne und silberfarbene Handschuhe gehörten ebenfalls zur Ausrüstung beim Transport des Patienten. Atemschutzmasken verhinderten zudem, dass sie ansteckende Keime einatmen konnten. Selbst die Rollen der Schwerlasttrage wurden kurz vor dem Verlassen der Isolierstation auf dem Weg zum Aufzug desinfiziert.

Allein dieser Vorgang nahm fünf Minuten in Anspruch. "Zeit spielt aufgrund des stabilen Zustandes des Patienten keine Rolle", sagt Stefan Boxnick. "Wohl aber ist höchste Sorgfalt geboten, damit nicht weitere Menschen angesteckt werden". "Das alles muss regelmäßig geübt werden", sagt Joachim Eichenberg.

Mit dem Transport des Patienten nach Düsseldorf gegen 12.30 Uhr wäre es im Ernstfall aber nicht getan. Eichenberg: "Der hochansteckende Mann hatte Kontakt zu anderen Menschen. Die müssen wir ermitteln, um eine Weiterbverbreitung der Krankheit zu verhindern."

(uwv)
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