Solingen Bei Grossmann erlischt das Feuer

Solingen · Weiter kein Investor vorhanden für die Walder Stahlgießerei. 50 Mitarbeiter erledigen derzeit noch Restarbeiten.

 Das Werkstor von Grossmann an der Wittkuller Straße in Wald schließt sich endgültig am 30. Juni.

Das Werkstor von Grossmann an der Wittkuller Straße in Wald schließt sich endgültig am 30. Juni.

Foto: mak

Der Guss wird in diesen Tagen aus den Formen genommen. Letzte Nacharbeiten daran stehen für Mitte dieses Monats auf dem Arbeitsprogramm der verbliebenen 50 Beschäftigten der insolventen Walder Stahlgießerei Grossmann. Für Insolvenzverwalter Dr. Marc d'Avoine ist dies ein weiterer Schritt hin zur endgültigen Einstellung der Produktion im Unternehmen an der Wittkuller Straße. "Am 30. Juni wird die Produktion beziehungsweise der Betrieb des Unternehmens dann komplett eingestellt", sagt d'Avoine. 50 der insgesamt 112 Beschäftigten wurden in den vergangenen Wochen freigestellt, gut ein Dutzend hatten das Unternehmen bereits verlassen, da sie eine neue Stelle gefunden hatten. Am 2. Mai hatte der Insolvenzverwalter zudem beim zuständigen Gericht in Wuppertal angezeigt, dass voraussichtlich Masseunzulänglichkeit vorliegt. "Der Betrieb kann alleine wirtschaftlich nicht bestehen", sagt Marc d'Avoine. Für die Gehälter der Restbelegschaft kommt die Agentur für Arbeit auf.

Während nun Restarbeitern in der Schleiferei und Putzerei des Unternehmens - letzter Gießtag war am 15. April - vorgenommen werden, wird das Insolvenzverfahren weiter abgewickelt. Bis zum 30. Mai ist eine Arbeitsplanung vorhanden. Theoretisch denkbar ist zurzeit immer noch, dass ein Investor an die Tür klopft.

Doch diese Hoffnung ist beim Insolvenzverwalter nicht groß ausgeprägt: "Das ist in den vergangenen drei Monaten schon nicht geschehen", sagt Marc d'Avoine.

In den zurückliegenden Jahren hatte es bei Grossmann immer wieder wirtschaftliche Schwierigkeiten gegeben. Bereits Ende 2014 war das Unternehmen mit damals noch etwa 180 Beschäftigen inklusive Auszubildenden in die Insolvenz geraten. Das Verfahren endete vergangenes Jahr mit einem sogenannten Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung.

Doch auch danach kam die 1853 gegründete und damit Deutschlands älteste Stahlgießerei nicht zur Ruhe. Anfang dieses Jahres geriet das Unternehmen erneut in existenzielle Probleme - und ein zweiter Insolvenzantrag erwies sich als unausweichlich.

Was mit den Gebäuden auf dem Grundstück, das Banken gehört, geschieht, steht derweil noch nicht fest. Wohnbebauung oder gewerbliche Weiternutzung - für Letzteres macht sich die Verwaltungsspitze stark: "Wir werden in Absprache unmittelbar mit der Bezirksregierung über eine weitere Nutzung des Areals nachdenken. Grundsätzlich streben wir natürlich an, das Gelände weiter für eine industrielle gewerbliche Nutzung vorzuhalten", sagte Oberbürgermeister Tim Kurzbach im Gespräch mit unserer Redaktion.

Bevor hier Entscheidungen fallen, treffen sich indes noch die Gläubiger des Unternehmens, und zwar am 15. Juni im Amtsgericht Wuppertal. Hier legt der Insolvenzverwalter einen Bericht auch über den Stand der Dinge vor, zudem wird der Fortgang des Verfahrens beraten - und angemeldete Forderungen geprüft.

Geld in die klamme Kasse des Walder Traditionsunternehmens kommen könnte immerhin noch durch den Verkauf von Teilen des Inventars.

(uwv)
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