Solingen Beim Städtebau ist Teamarbeit gefragt

Solingen · Planung, Mobilität und Denkmalpflege: Karl-Heinz Schmidt arbeitete 21 Jahre im Rathaus.

Überstunden gehörten zum Job irgendwie mit dazu. Oft brannte bis lange in den Abend hinein im Rathausbüro von Karl-Heinz Schmidt das Licht. Nicht nur bei ihm, unter anderem auch bei seinem unmittelbaren Vorgesetzten Stadtdirektor und Baudezernent Hartmut Hoferichter. "50 bis 60 Stunden die Woche waren keine Seltenheit", sagt der Leitende Baudirektor.

Seit gestern tritt der Leiter des Stadtdienstes Planung, Mobilität und Denkmalpflege nun aber kürzer, nachdem er am Donnerstag dieser Woche seinen letzten Büroarbeitstag absolvierte und nun bis November Überstunden und restlichen Urlaub aus der Vergangenheit abbaut.

21 Jahre hat Schmidt, der nun den Vorruhestand mit Reisen, Lesen und Kultur genießen kann, im Rathaus gearbeitet. Und dabei bei vielen Planungs-Projekten mitgewirkt. "Städtebau und Stadtplanung ist aber immer ein Zusammenwirken von vielen", sagt der 61-Jährige. Es gehe stets darum, "die Stadt zu verbessern". Und auch, wenn man nicht alles zu 100 Prozent selbst erarbeitet hat - "wir sind immer mit dabei", sagt der Baudirektor zur vielfältigen Arbeit im Stadtdienst und seinen Mitarbeitern.

Karl-Heinz Schmidt ist in Viersen geboren und aufgewachsen. Dort hat er auch sein Abitur gemacht. Zum Studium der Architektur mit dem Schwerpunkt Städtebau zog es ihn von 1973 bis 1979 an die Technische Universität Berlin. "Zum Abschluss des Studiums haben wir eine Gruppenarbeit über die Stadtplanung in Viersen geschrieben", sagt er. Die sei von den örtlichen Zeitungen begierig aufgenommen worden. Fünf Aufmachergeschichten resultierten aus der Abschlussarbeit der jungen Leute, kommunal wurde darüber zum Teil heftig diskutiert.

Und schon damals hat Schmidt erfahren, dass Stadtplanung, von der Idee bis zur Realisierung eines Projektes, nur im Einklang aller gelingen kann - von Wirtschaft, Politik, Bürgern unter Berücksichtigung selbstverständlich auch von umweltrelevanten Themen. "Anders geht es nicht", sagt der 61-Jährige.

Architektur und Städtebau - als Schüler schon reifte bei Karl-Heinz Schmidt dieser Berufswunsch. "Ich war in Mathematik und Geografie gut und hatte die Ambition zu gestalten", sagt er.

Nach dem Referendariat fand er schließlich 1983 bei der Stadt Idar-Oberstein eine Anstellung im dortigen Planungsamt. "Ich kam in einer Zeit in die Stadt, als dort der Fluss überbaut wurde." Dieses Projekt war schon Jahre vor seiner Zeit geplant worden, es wurde aber nicht nur kritisiert, sondern hat auch weltweite Beachtung gefunden. Zug um Zug konnten im Zusammenhang mit diesem Projekt in Idar-Oberstein indes Fußgängerzonen, Grünanlagen und verkehrsberuhigte Zonen angelegt werden. "Wir haben nichts für den Papierkorb geplant", sagt Schmidt im Nachhinein, der in Idar-Oberstein zuletzt Leiter der Stadtentwicklung war.

Nach zwölf Jahren in der für Schmuck und Edelsteine bekannten Stadt zog es ihn jedoch im Alter von 40 Jahren nach Solingen. "Eine Stadt, die ebenfalls international aufgestellt war", so der Baudirektor mit Blick auf die klingenstädtische Messerindustrie.

Ein neues Rathaus gab es damals noch nicht in Solingen, allerdings bereits das Innenstadtkonzept, das im Oktober dieses Jahres 25-jähriges Bestehen feiern könnte. "Die Innenstadt entwickeln und Qualität reinbringen - das war das Ziel", sagt Karl-Heinz Schmidt. Weg von den Unterführungen und großen breiten Straßen quer durch die City, hieß damals die Devise.

Was Neues nicht nur in der City entstanden ist, kann sich auch durch die Mitgestaltung von Karl-Heinz Schmidt in seiner leitenden Funktion sehen lassen. Fronhof, Clemens-Galerien, Fußgängerzone Hauptstraße, Südpark mit den Künstlerateliers, die neuen Bahnhöfe Mitte und Grünewald, Erhalt des alten Hauptbahnhofgebäudes mit Ansiedlung des Forums Produktdesign, Brückenpark Müngsten, der Busbahnhof am Graf-Wilhelm-Platz und unter anderem der Neumarkt - vieles hat sich zum Positiven verändert. "Mein Lieblingsprojekt war die Umgestaltung des Alten Marktes", sagt Karl-Heinz Schmidt. Das sei durchaus eine schwierige Aufgabenstellung gewesen, zumal das Denkmal Peter Witte erhalten werden und auch der neu gestaltete Klingenschmied einen Platz auf dem Alten Markt finden sollte. Der Verschönerungsverein spielte mit - Karl-Heinz Schmidt war darüber und das Ergebnis "richtig froh": "Der Platz im Kern der City wird angenommen."

Stadtplanung, sagt der 61-Jährige, der längst in Solingen mit seiner Frau und seiner Tochter heimisch geworden ist, kennt keine endgültigen Lösungen. Sie passt zur jeweiligen Zeit und kann von daher immer wieder relativiert und verändert werden. Auch im jetzigen Vorruhestand hat er durchaus weiter Ideen für bestimmte Gebiete in der Stadt, die entwickelt werden könnten. "Der Bereich Ohligs-Ost, die Bahnhofsrückseite, könnte man noch fitter gestalten", findet Schmidt.

Mit dem Neubau von Codecentric und dem Planetarium im alten Kugelgasbehälter sei jedoch ein Anfang gemacht. "Aus diesem Gebiet kann man etwas machen", weiß Schmidt und ergänzt: Neue Arbeitsplätze in Büros könnten noch entstehen - "vielleicht ja auch ein Hotel".

(uwv)
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