Solingen Betriebe wollen mehr Azubis erreichen

Solingen · Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt gestaltet sich angespannt. Junge Leute wollen heutzutage lieber studieren. Zugleich melden Unternehmen weniger freie Lehrstellen. In Solingen kommt auf einen Bewerber eine halbe Ausbildungsstelle.

Ausbildung bietet gute Berufsperspektiven; gleichwohl ist dies aber nicht mehr die bevorzugte Wahl bei Schulabgängern. "Im vergangenen Jahr gab es erstmals mehr Studierende als Auszubildende in Deutschland", sagte Kreishandwerksmeister Kai Buschhaus gestern vor der Presse anlässlich der Halbjahresbilanz auf dem Ausbildungsmarkt. Im März beginnt die heiße Phase auf dem Lehrstellenmarkt für den Ausbildungsbeginn im kommenden Herbst.

Die Arbeitsagentur hat die Hoffnung, bis dahin noch weitere freie Lehrstellen gemeldet zu bekommen. Denn die sind im Vergleich zum Vorjahreszeitraum rückläufig - ebenso wie die Zahl der Bewerber um eine Ausbildungsstelle.

Bei den Ausbildungsangeboten der Unternehmen schneidet Solingen im bergischen Städtedreieck mit Wuppertal und Remscheid sogar am ungünstigsten ab. Rechnerisch kommen auf 100 Bewerber lediglich 48 Lehrstellen. Hier sei die Problematik am größten: Auf einen Bewerber komme in Solingen quasi eine halbe Ausbildungsstelle, betonte Franz Heuel, Geschäftsführer bei der bergischen Arbeitsagentur. Betriebe sind allerdings nicht verpflichtet, ihre Lehrstellen der Agentur zu melden.

In den vergangenen sechs Monaten meldeten die Unternehmen und Verwaltungen 505 Ausbildungsstellen für die Klingenstadt. Dies sind 98 Stellen oder 16,3 Prozent weniger Offerten als im vergangenen Jahr. Von den insgesamt gemeldeten Stellen sind derzeit noch 297 Ausbildungsplätze frei und damit 66 weniger als im Vorjahreszeitraum. Die meisten offenen Stellen gibt es aktuell beispielsweise für Verkäufer, Stanz- und Unformtechniker, Kaufleute, Elektroniker, im Bereich Energie- und Gebäudetechnik, Fachinformatiker, Zerspanungsmechaniker, Altenpfleger sowie Kfz-Mechatroniker. Seit Herbst meldeten sich bislang 1051 Bewerber bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle bei der Berufsberatung in Solingen. Das sind 98 Jugendliche oder 8,5 Prozent weniger als vor einem Jahr. Eine Lehrstelle suchen davon noch 597 Jugendliche, 93 weniger als im vergangenen Jahr. In allen drei Ausbildungsjahren zusammen lernen momentan in Handwerk 600 Azubis. Es könnten mehr sein. Der Baubereich habe besondere Schwierigkeiten, die Ausbildungsstellen zu besetzen, sagte Kreishandwerksmeister Kai Buschhaus.

Nach seiner Beobachtung sind die Bewerber um eine Lehrstelle in den Handwerksbetrieben heutzutage deutlich älter als früher, mitunter bereits 24 Jahre alt. Buschhaus erlebt bei jungen Menschen denn auch zuweilen eine gewisse Perspektivlosigkeit, wenn es um den konkreten Berufsweg geht. Arbeitsagentur-Geschäftsführer Heuel wertet dies ähnlich. Die Entscheidung, sich auf einen bestimmten Beruf festzulegen, werde hinausgeschoben. Zudem beobachtet die Arbeitsagentur in den zurückliegenden Jahren, dass die Duale Ausbildung bei Jugendlichen an Attraktivität verloren hat. Die Agentur hat eine Initiative mit zusätzlichem Personal gestartet; Motto: "Betriebliche Ausbildung hat Vorrang." Unternehmen stehen jedoch vielfach vor dem Problem, geeignete Lehrstellenbewerber zu finden.

(RP)
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