Solingen "Blind sein" – Schüler machen Erfahrungen

Solingen · Dirk Clauberg ist ein gern gesehener Gast in der Hauptschule Central. Zusammen mit seinem Hund Emil besucht er die Schule regelmäßig, und unterstützt als Freiwilliger viele Projekte dort.

 Dirk Clauberg war dabei, als Schüler der Hauptschule Central in der Sporthalle "blind" einen Hindernis-Parcour begingen.

Dirk Clauberg war dabei, als Schüler der Hauptschule Central in der Sporthalle "blind" einen Hindernis-Parcour begingen.

Foto: Stephan Köhlen

Ein Konzept hat er sich sogar selbst ausgedacht, er hilft Kindern an einem Tag im Jahr zu begreifen, wie ein Blinder lebt, denn Dirk Clauberg ist vor sechs Jahren plötzlich durch einen Augeninfarkt erblindet, und Emil ist sein Blindenhund.

In mehreren Gruppen fanden sich gestern Schüler der Klassen sechs und sieben in der Turnhalle der Schule ein. Dort war ein Parcours mit Hindernissen aufgebaut. Gymnastikmatten dienten als Stolperfallen und ein Barren wurde zum engen Durchgang umfunktioniert. Jeweils ein Kind startete, ausgestattet mit einer schwarzen Brille, ein sehender Klassenkamerad führte den "Blinden" durch die Hindernisse.

"Wir wollen den Kindern die Scheu vor den behinderten Menschen nehmen" sagte Michael Klose, Sportlehrer an der Hauptschule Central. Dies ist auch das Anliegen von Dirk Clauberg, "ich habe mich nach einem schlimmen Jahr mit meiner Erblindung abgefunden, und versucht etwas Positives daraus zu machen", erklärte der Solinger, der vorher eine Spedition leitete.

Wie sehr die Hemmschwelle zwischen den Schülern und dem Menschen im Rollstuhl schon abgebaut war, das bewiesen die forschen Fragen der Zwölfjährigen nach der erfolgreich absolvierten "Blindenprüfung". Alltägliche Dinge werden für einen blinden Menschen zum Problem. "Wie kommen sie eigentlich zuhause zurecht?", wollte Rosalia wissen. "Können sie eigentlich fotografieren?", fragte ein anderes Kind. Dem dreizehnjährigen Dennis brannte eine besonders wichtige Frage auf der Zunge: "Haben Sie eigentlich ein Handy?" Sein Staunen war groß, als ihm Dirk Clauberg sein sprechendes Smartphone vorführte. "Ich sehe eben akustisch, ich spreche meine Befehle ins Gerät, und mein iPhone antwortet mir auch", berichtete er den Kindern und ergänzte: "Ich kann auch mein iPad sehr gut bedienen."

Dirk Clauberg möchte seine aufklärende Arbeit auch gerne anderen Schulen anbieten, aber bisher hat sich nur die Hauptschule Central dafür interessiert. "Im neuen Jahr machen wir mal eine Werbeaktion für ihn, denn Kindern die Scheu vor behinderten Menschen zu nehmen ist überaus wichtig", sagt Michael Klose.

(RP)
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