Solingen Bombe in 20 Minuten entschärft

Solingen · Jost Leisten vom Kampfmittelräumdienst hatte mit der fünf Zentner schweren englischen Fliegerbombe, die am Dorperhof gefunden worden war, keine Probleme. Für das Abtrennen des Zünders brauchte er nicht einmal eine Zange.

Aus dem Verdacht vom Montag dieser Woche wurde gestern schnell Gewissheit: Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes legten am Vormittag auf einem Feld nahe der Siedlung Dorperhof - hinter der Burger Landstraße - eine britische Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg frei und ordneten im Verein mit dem Stadtdienst Ordnung und der Polizei die üblichen Vorsichtsmaßnahmen an, bevor Sprengmeister Jost Leisten zur Tat schreiten konnte: In einem Umkreis von 300 Metern zum Bombenfund wurden die Anwohner aufgefordert, bis 14 Uhr ihre Häuser zu verlassen. Um 14.30 Uhr wurde schließlich die Burger Landstraße für den Auto- und Busverkehr gesperrt - die Entschärfung der Bombe begann um 14.50 Uhr, nachdem Leisten die Freigabe vom Stadtdienst Ordnung erhalten hatte.

Knapp 20 Minuten später war der Zünder entfernt: "Der Aufschlagzünder ließ sich super entfernen, ich brauchte dafür nicht einmal eine Zange. Der Zünder ließ sich leicht bewegen", sagte Jost Leisten mit Blick auf das kleine Messingteil, das im Juni 1943 hergestellt worden war.

Der 58-Jährige arbeitet seit 37 Jahren beim Kampfmittelräumdienst und hat in Solingen schon einige andere Bomben entschärft. So beispielsweise im Februar 2013, als Leisten und seine Kollegen im Gewerbegebiet Piepersberg in Gräfrath ebenfalls eine 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe erfolgreich entschärft hatten.

"Im Unterschied zu englischen Bomben bestehen die Zünder amerikanischer Bomben aus Eisen", erzählte der Experte. Die am Dorperhof aus dem Boden gebuddelte englische Bombe wurde auf einem Transporter gehievt. Sie wird nun zwischengelagert und später wohl in Hünxe entsorgt, sagt der Sprengmeister.

Als er seine Arbeit erledigt hatte, konnten die Anwohner wieder zurück in ihre Häuser. Das Feld am Ernst-Walsken-Weg, auf dem 30 neue Häuser gebaut werden sollen, wird gleichwohl in den nächsten Tagen noch von einem Fachunternehmen für Kampfmittelbeseitigung gründlich mit einem Metalldetektor sondiert. "Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass hier noch mehr brisante Hinterlassenschaften des Zweiten Weltkrieges im Boden liegen", sagte der städtische Pressesprecher Lutz Peters.

Lediglich zwei ältere Damen hatten mittags das Angebot der Stadt angenommen, sich in eine Sammelstelle an der Zietenstraße während der Bombenentschärfung bringen zu lassen. Alle anderen Anwohner verließen selbstständig den Gefahrenbereich. Im Umkreis von 300 Metern zur Bombe wohnen rund 280 Personen, die vorübergehend ihre Häuser und Wohnungen verlassen mussten.

Eine routinemäßige Anfrage beim Kampfmittelbeseitigungsdienst in Düsseldorf hatte im Vorfeld der geplanten Baumaßnahme einen konkreten Verdacht auf Bombenblindgänger am Dorperhof ergeben. Im dortigen Archiv werden historische Unterlagen und Luftbilder aufbewahrt, die bei Anfragen ausgewertet werden.

Die Stadt Solingen informierte die betroffenen Anwohner bereits am Montag vorab mit Handzetteln über die mögliche, kurzfristige Evakuierung. Dass im Erdreich am Dorperhof eine Bombe gefunden wurde, verwunderte Anwohner Norbert Schmelzer von der Burger Landstraße nicht. "Im ganzen Wald befinden sich hier Bombentrichter", sagte er. Eine Aussage, die eine Anwohnerin mit dem Hinweis auf die Müngstener Brücke ergänzte. "Die war im Zweiten Weltkrieg das Ziel der Luftangriffe", vermutete sie. Um 14.30 Uhr wurde schließlich die Burger Landstraße von der Polizei gesperrt. Die Stadtwerke-Busse der Linie 683 drehten während der Straßensperrung an der Krahenhöhe um und fuhren zurück in die Innenstadt. Gut 45 Minuten später konnte die Straße in und aus Richtung Burg wieder freigegeben werden.

(uwv)
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