Solingen Brezel zur Schultüte der i-Dötzchen

Solingen · Klauberg und 13 weitere Grundschulen geben den Erstklässlern mit der Burger Brezel auch ein Stück Heimat auf den Weg.

Mit Aufführungen ihrer zukünftigen Mitschüler aus den dritten Klassen, einer Lupe, um wissbegierige Lern-Entdecker zu werden, und einem Teddy, der für die neuen Schulfreunde steht, hat die Grundschule Klauberg ihre i-Dötzchen willkommen geheißen. Es war ein buntes, sonniges Willkommensfest mit Eltern, Großeltern und erwartungsfrohen Erstklässlern, die stolz ihre Schultüten trugen - ein Fest, das so allerorts an den Grundschulen stattfand, um die nahezu 1400 neuen i-Dötzchen zu begrüßen.

Doch für die gut 100 Erstklässler in Klauberg sowie jenen von 13 weiteren Solinger Grundschulen beginnt der Unterrichtsstart obendrein mit einem handfesten Stück Heimat, das ihnen mit auf den Weg gegeben wird: der Burger Brezel.

"Wir haben in diesem Jahr 1000 Brezel gebacken", sagt Olaf Link von Arbeitskreis aus Burg, der sich seit Jahren dafür einsetzt, das hiesige Gebäck, das mit so viel Stadtgeschichte verbunden ist, zu erhalten. Genau wie die Schultüte gehört auch die Burger Brezel im Bergischen Land traditionell zum Schulanfang dazu. Früher war es üblich, dass Kinder von ihren Paten nicht nur zu Neujahr, sondern auch zur Einschulung eine Brezel als Glücksbringer geschenkt bekamen. Diesen schönen Brauch lässt der Burger Arbeitskreis gemeinsamen mit Grundschulen und zahlreichen Sponsoren beziehungsweise Brezelpaten wieder aufleben - mit wachsendem Erfolg. Vor zwei Jahren wurden 200 Brezel gebacken, 2015 bereits drei Mal so viele, und in diesem Jahr hat Dieter Büscher vom Café Burghof schon 1000 Burger Brezel produziert. Bis zu fünf Mal müssen die schmalen Teigenden spindelförmig umeinander gewickelt werden. Das ist eine Kunst für sich.

Alexandra Neugebauer findet es gut, den Grundschulkindern die Traditionen nahe zu bringen. "Das ist eine tolle Aktion, die ihnen ein Stück Solinger Lokalkolorit mitgibt", sagt die Leiterin der Grundschule an der Klauberger Straße. Bürgermeister Ernst Lauterjung sieht dies ebenso. Als Anerkennung übergab er dem Burger Arbeitskreis gestern eine Spende der Stadt.

An einer bunten Schnur erhielten die i-Dötzchen wieder die Brezel, und zugleich Informationen zum Brauchtum. Dies ist als Postkarte von einer Berliner Pop-Art-Künstlerin gestaltet worden, wie Hans-Georg Wenke und Christine Lutter-Link vom Arbeitskreis berichten. Dieser kleine Burger Verbund ist ein Teil der Vereinigung "Slow Food", eine nationale und internationale Gruppe, die sich für traditionelle Gerichte einzelner Kulturen interessiert.

So ist die Burger Brezel auch in die "Arche des Geschmacks" aufgenommen worden. Dabei handelt es sich um ein Programm, in dem für den Erhalt von regionalen Nischenlebensmitteln und anderem gekämpft wird.

Mit der Backware verbindet sich allemal eine spannende Geschichte. Um 1795 gelangte das Rezept durch einen französischen Soldaten ins Bergische. Zu Hochzeiten gab es mehr als 30 Brezel-Bäcker in Burg - mittlerweile sind es noch zwei, die auf Anfrage backen: Dieter Büscher (Café Burghof) und die Familie Zollmarsch (Bäckerei Veith), die schon seit vier Generationen das Süßgebäck herstellt.

(RP)
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